Produzentenallianz :
Lagebericht: Lassen TV-Sender die Produzenten ausbluten?
Die Schere zwischen dem milliardenschweren Film- und Fernsehmarkt und den Kreativen geht aus Sicht der Produzentenallianz immer weiter auseinander.
In den vergangenen Wochen hat eine Rekordbilanz der Medienbranche die andere gejagt - und die ARD hat offen gelegt, wie viel Gebühren-Budget für TV-Produktionen zur Verfügung steht. Glaubt man dem aktuellen Lagebericht der Produzentenallianz, dann geht der Geldsegen immer mehr an den Kreativen vorbei. "Lage für Produzenten von Jahr zu Jahr schwieriger", teilt der Verband am Montag mit – und nennt neue Zahlen zur diesjährigen Umfrage nach der wirtschaftlichen Lage und den Aussichten der Film- und Fernsehproduktion in Deutschland, die die Produzentenallianz seit 2009 jährlich unter ihren Mitgliedern durchführt.
Die Mehrheit der Produktionsunternehmen erwartet demnach eine negative Entwicklung der Sender-Budgets: 51 Prozent bei den Privatsendern und sogar 62 Prozent bei den Öffentlich-Rechtlichen. Auch der Blick auf das eigene Unternehmen fällt immer negativer aus: "Nur 39 Prozent beurteilen die aktuelle wirtschaftliche Lage ihres Unternehmens positiv, ihre künftige wirtschaftliche Entwicklung schätzen nur 38 Prozent als positiv ein", heißt es. Die Zahlen zur tatsächlichen Umsatzentwicklung sind düster: "Mit 52 Prozent mussten mehr als doppelt so viele Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr (21 Prozent) einen Umsatzrückgang hinnehmen", hat die Produzentenallianz ermittelt. Trotzdem wolle die Mehrheit Konsequenzen für Beschäftige vermeiden; knapp zwei Drittel planen demnach keinen Rückgang der Mitarbeiterzahl, und immerhin noch ein knappes Drittel wolle die Zahl ihrer Beschäftigten sogar vergrößern.
Die Schere zwischen dem milliardenschweren Film- und Fernsehmarkt und den Produzenten geht aus Sicht der Kreativen ergo immer weiter auseinander. Der Grund aus Sicht der Produzentenallianz: "Die Sender investieren insgesamt einen immer kleineren Teil ihrer Mittel ins Programm". Auch drücken sich die TV-Anbieter immer mehr um die Kosten von Produktionen – wie aus der Umfrage hervorgeht. Zwei Drittel der Produzenten heben in der Umfrage den Punkt "Ungenügende Bezahlung für geforderte Leistungen" hervor. Das bedeute, "dass Auftraggeber zum Beispiel Kosten für die Entwicklung eines Formates nicht übernehmen wollen oder bestimmte Budgetpositionen wie technische Leistungen – zwei – oder bestimmte Gagen nicht anerkennen, obwohl diese unverzichtbar für die Herstellung des Films oder der Serienfolge sind", so das Urteil des Verbands.
Alexander Thies, Vorsitzender des Produzentenallianz-Gesamtvorstands, fasst zusammen: "Die Kosten steigen, aber die Budgets stagnieren seit Jahren oder sinken sogar – und die Qualität soll gleichbleibend hoch sein. Die Effizienz, mit der wir deutschen Produzenten unter widrigen finanziellen Bedingungen hochwertige Inhalte herstellen, wird mittlerweile international mit Staunen bedacht. Das ist vom professionellen Standpunkt durchaus ehrenvoll für uns – hilft uns aber langfristig nicht weiter."