Kommentar:
LSR: Google hat nur ein bisschen Ernst gemacht
Der Kampf und die Deutung um das Leistungsschutzrecht geht weiter. Google will Lizenzzahlungen vermeiden und dampft die Inhalte der VG-Media-Mitglieder ein. Die Medienhäuser hätten lieber das Geld gehabt. Aber die wirtschaftlichen Auswirkungen bleiben vorerst begrenzt.
Google hat Ernst gemacht mit dem Leistungsschutzrecht. Aber nur ein bisschen. Im Google-Blog kündige Phlipp Justus, Managing Director Google Germany an, die Darstellung der Inhalte von in der VG Media organisierten Mediahäusern zu verändern, um Lizenzzahlungen zu verhindern. Google verkürzt die Textausschnitte (Snippets) und entfernt zudem die Vorschaubilder (Thumbnails).
Die VG Media reagierte umgehend mit einer Pressemitteilung mit der Überschrift "Google erpresst Rechteinhaber". Doch bei genauer Betrachtung ist die Reaktion von Google nur ein weiterer konsequenter – aber auch nicht allzu großer – Schritt in der Auseinandersetzung mit den Medienhäusern. Die VG Media, die die Urheber- und Leistungsschutzrechte von TV-, Radiosender sowie digitale Verlagsangebote vertritt, wollen die Suchmaschinen-Anbieter wie Google, Yahoo und auch 1 & 1 dazu zwingen, Zahlungen im Sinne des Leistungsschutzrecht für die Inhalte zu entrichten.
Von einer vollständigen Entfernung der Nachrichten der Verlage und TV-Häuser aus Google News, wie sie etwa Yahoo auf seiner Plattform vornahm, sieht Google ab. Dieser Schritte würde vermutlich das Bundeskartellamt auf den Plan rufen – was Google auf jeden Fall vermeiden will. Nach wie vor listet Google die Meldung der VG-Media-Mitglieder auf. Zwar erhalten diese weniger Platz und dadurch weniger Aufmerksamkeit. Aber sicher werden User auch die Meldungen ihrer Lieblingsmedien bevorzugen und anklicken.
Google ist einer der wichtigsten Traffic-Lieferanten für die Medienhäuser. Bis zu 40 Prozent der Page Impressions stammen von der Suchmaschine. Der meiste Traffic kommt aber über die konventionelle Suche beziehungsweise die darin integrierten Universal-Search-Ergebnisse. Nicht über die Snippet-Dienste wie Google News. Deren Anteil an der Google-Nutzung beträgt in der Regel weniger als fünf Prozent. Das bedeutet zwar, dass es zu Traffic-Verschiebungen kommen wird, diese sich aber wohl in Grenzen halten werden. Dabei werden nicht betroffene Angebote wie Faz.net, Spiegel Online, Süddeutsche.de und Zeit Online profitieren, VG-Media-Mitglieder wie Bild.de oder Haz.de verlieren. Die genauen Zahlen werden mit Spannung erwartet.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden allerdings geringer sein. Die Hauptumsätze machen die Medienhäuser mit der Homepage. Die Snippets führen aber direkt auf die Meldungen, also die Unterseiten. Surft der Nutzer von den Meldungsseite nicht weiter auf die Homepage – und das ist sehr oft der Fall – verlieren die Medienhäuser auch nicht viel Geld.
Der nächste Schritt in der Eskalation ist also gemacht. Es blieb aber ein kleiner. Dennoch hat die Ankündigung ihr Ziel nicht verfehlt: Der Aufschrei in den Medien war groß.