LA Screenings: Mittelmaß dominiert das Programmangebot
Deutsche TV-Manager kehren von der Fernsehmesse LA Screenings in Kalifornien nur mäßig begeistert zurück. Gerichtsdramen und Ermittlerserien dominieren.
Die Studios gehen in diesem Jahr auf Nummer sicher. Ausgefallenes, Kompliziertes oder Gewagtes bekamen die 1300 Senderchefs und Einkäufer aus aller Welt auf den LA Screenings, der wichtigsten Fernsehmesse der Welt, nicht zu sehen. Nach Flops wie der Serie "Flash Forward" sind die Kreativen vorsichtig geworden. „Wir haben diesmal Screenings mit viel Auswahl, aber ohne Überraschungen erlebt“, urteilt Dirk Schweitzer, Chefeinkäufer für den Kölner Sender RTL.
Zwei Genres dominierten: Gerichtsdramen und Serien, in denen ermittelt wird. Überall tummelten sich Polizisten, Detektive und Spezialeinheiten, stellt Rüdiger Böss, Lizenzchef bei ProSiebenSat.1, fest. Dazu zählt auch die CBS-Serie "Blue Bloods" mit Tom Selleck als Polizeipatriarch in der Hauptrolle. Fast alle Cop-Serien haben eine abgeschlossene Handlung, sie sind somit leicht konsumierbar – das Prinzip funktioniert in Deutschland.
Dagegen haben es Anwaltsserien, nicht zuletzt aufgrund des unterschiedlichen Rechtssystems, hierzulande bis auf wenige Ausnahmen eher schwer. „Sie funktionieren nur, wenn sie durch starke, charismatische Charaktere getragen werden“, weiß RTL-Manager Schweitzer. Einen künftigen deutschen Hit sah er bei diesem Genre nicht, auch wenn "The Defenders" mit James Belushi für ihn durchaus Potenzial hätte.
Einig waren sich viele deutsche Manager über die Qualität der Polizeiserie "Hawaii Five-O". Die Rechte an dem Remake hat sich die ProSiebenSat.1-Gruppe bei CBS gesichert. Hauptdarsteller Alex O’Loughlin „dürfte damit nun nach einigen Versuchen ein richtiger Star werden“, prognostiziert Lizenzchef Böss.
Die Serien von Showtime, "Shameless" und "The Big City", fand Eric Welbers, Geschäftsführer Sales & Acquisitions bei Beta Film, „qualitativ herausragend“. „Keine schlechte Chancen auf europäischen Bildschirmen sollten Remakes wie 'Nikita' haben, da sie auch für ein Nachmittagspublikum gut funktionieren sollten“, meint Welbers.
Und bei den Screenings von Sony Pictures Television kam unter anderem die Komödie "Mr. Sunshine" mit "Friends"-Star Mathew Perry an.
Nicht fehlen durften in diesem Jahr Serien über Werwölfe, Vampire und Außerirdische. „Bei diesen ist ein Erfolg in der Primetime in Deutschland allerdings nur bei besonders durchschlagender und nachhaltiger Qualität wahrscheinlich“, sagt Schweitzer.
In diesem Segment ist ProSieben-Sat-1-Manager Böss „The Gates“ aufgefallen sowie „No Ordinary Family“. In der Serie entdeckt eine ganze Familie, dass sie nach einem Flugzeugabsturz übernatürliche Fähigkeiten hat.
Ein weniger inhaltlicher denn struktureller Trend lässt sich seit einiger Zeit und auch dieses Jahr wieder erkennen, sagt Schweitzer: Gute Shows werden nicht mehr nur für die großen Broadcast Networks, sondern zunehmend auch für die Cable Networks produziert. So fiel auch dieses Jahr im Fox-Slate eine Cop-Serie positiv auf: "The Glades". Diese wird auf dem Kabelsender A&E ihr Debut feiern.