Bewegtbilddienstleister:
Kurzes Gastspiel: Arndt Dallmann steigt bei Chimney aus
Nach nicht mal einem Jahr verlässt der erfahrene Kreative Arndt Dallmann Chimney schon wieder. Damit wirft der zweite Manager innerhalb von zwei Jahren das Handtuch bei dem Bewegtbilddienstleister.
Ende April ist Schluss. Dann hört Arndt Dallmann bei Chimney, Berlin/Frankfurt, schon wieder auf. Erst im Juli 2014 war der 50-Jährige als Head of Concept bei dem Bewegtbilddienstleister mit Wurzeln in Stockholm eingestiegen. Das Ziel: Das Unternehmen – in Deutschland vor allem bekannt für Postproduktion – zum Komplettanbieter für Bewegtbild auszubauen und Ideen, Umsetzung und Nachbearbeitung aus einer Hand anzubieten. Weil die schwedischen Mehrheitsgesellschafter laut Dallmann "zu wenig Geduld und unrealistische Vorstellungen" haben, wirft der langjährige Agenturkreative hin. Anscheinend fehlte auch die Bereitschaft zu investieren. Das berichtet der "Kontakter" in seiner aktuellen Ausgabe.
Für Chimney, seit 2012 in Berlin, ist es der zweite Anlauf, der schief geht: Erst hatte Tobias Phleps versucht, die Wertschöpfungskette der Postproduktion nach vorne zu verlängern. Wegen Diskrepanzen mit der schwedischen Führung verließ Phleps die Firma im März 2014 nach nur 13 Monaten und heuerte als Chef der Designagentur Brand Union an.
Als einen Grund für das Scheitern nennt Chimney-CCO Ralf Drechsler die verschiedenen Kulturen. Es funktioniere nicht, einem Posthaus mit
familiären Strukturen und flachen Hierarchien eine "knallharte Agenturstruktur überzustülpen", glaubt der Kreativchef. Hinzu kommt die Erkenntnis: Ein Change-Prozess lässt sich nicht aus dem bestehenden Geschäft mitfinanzieren. Es ist eine Mammutaufgabe, Chimney als Cross-Media-Haus zu positionieren. Einerseits will die 60-köpfige Company auch in Deutschland ein Gesamtprodukt erstellen, andererseits aber nicht die eigene Kundschaft – Agenturen und Werbefilmer – brüskieren. Die richtige Balance zu finden, wird schwer. In Schweden ist es Chimney gelungen, allerdings tickt der Markt dort anders.
Laut Drechsler ist offen, wie Dallmanns Position besetzt wird. Chimney will dieses Jahr konsolidieren und die Schwerpunkte Werbe- und Spielfilm (das Berliner Büro kümmert sich zum Beispiel um Animationen beim neuen "Petterson & Findus"-Film) und Live Media stabilisieren. Der Umsatz lag laut Drechsler 2014 bei 5,2 Millionen Euro. Für 2015 sind acht Millionen geplant.
Die Schweden sind ehrgeizig, legen bei der Expansion ein hohes Tempo vor. Erst im Januar eröffnete Chimney in Basel ein Büro. Im März 2014 ist eine Niederlassung in Sydney, Australien, dazu gekommen, im Oktober 2014 in Singapur. Bei der Chimney Group sind nach Eigenangaben insgesamt mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigt. Zu den Auftraggebern gehören unter anderem H&M, Audi, Volkswagen, Media-Markt, Ikea, O2, Beiersdorf. In Deutschland ist Chimney 2012 aus der Übernahme der Postproduktion Uncle entstanden.
Arndt Dallmann will sich erst einmal eine Auszeit gönnen und sich dann frühestens im Herbst zurückmelden. Das ADC-Mitglied war 1999 Mitgründer der Berliner Agentur Heimat. Später führte er als Mitinhaber die Agentur Atletico in Barcelona und warb dort vor allem für Seat. Die Agentur wurde an Grey verkauft. Ob Dallmann das Angebot von Chimney annimmt, im Board zu verbleiben, ist noch nicht entschieden.