Kreditaffäre: Wulff rief sogar Springers Verlagsleitung an
Um eine Berichterstattung über seinen Immobilienkredit zu verhindern, hat Christian Wulff wohl nichts unversucht gelassen. Er hat offenbar bei den höchsten Etagen des Springer-Verlags angeklingelt.
Bundespräsident Christian Wulff hat nach Informationen von "Cicero-Online" auch über die Springer-Mehrheitsaktionärin Friede Springer versucht, eine Berichterstattung über die Finanzierung seines Privathauses zu verhindern. Wie die Telefonate mit "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann und dem Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner habe aber auch dieser Anruf nicht das gewünschte Ergebnis gebracht. Die Witwe des Verlagsgründers soll Wulff laut "Cicero" entgegnet haben, dass sie keinen Einfluss auf ihre Chefredakteure zu nehmen pflege.
Der Springer-Verlag hat noch nicht über das Telefonat berichtet. Indes hat die "Bild"-Zeitung den Anruf des Bundespräsidenten bei Diekmann bestätigt. Wulff habe versucht, Diekmann direkt zu erreichen, berichtet das Blatt in seiner Dienstagsausgabe. "Als das nicht gelang, hinterließ der Bundespräsident eine längere Nachricht auf der Handy-Mailbox des Chefredakteurs." Wulff habe sich "empört über die Recherchen zu dem Hauskredit" gezeigt und mit strafrechtlichen Konsequenzen für den verantwortlichen Redakteur gedroht, schreibt die Zeitung. Wenige Tage später habe Wulff Diekmann in einem Telefonat persönlich um Entschuldigung für Ton und Inhalt seiner Mailbox-Nachricht gebeten. "Deshalb hat die ,Bild'-Zeitung nach breiter redaktioneller Debatte davon abgesehen, eigens über den Vorfall zu berichten", hieß es weiter.
Wie der Inhalt der Mailbox-Nachricht dennoch an die Öffentlichkeit kam - darüber spekuliert Medienjournalist Stefan Niggemeier auf "Spiegel-Online". Der ehemalige "Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust hat den Interventionsversuch Wulffs unterdessen als "politisches Selbstmordkommando" bezeichnet. "So etwas Irres" sei ihm nie untergekommen.