Knigge für Dating-Portale: Verhaltenskodex soll den Ruf der Partnerbörsen aufbessern
Mit dem Verhaltenskodex "Selbstverpflichtung der Partnersucheanbieter im Netz" (Spin) versuchen vier große Anbieter dem schlechten Ruf der Branche gegenzusteuern. Elitepartner ist nicht dabei.
Monatlich 7,5 Millionen Singles suchen nach Schätzungen des Branchenverbands Bitkom in Deutschland im Internet nach einem Partner. Bis zu 2500 Anbieter versuchen aus der Hoffnung auf Zweisamkeit ein Geschäft zu machen, schätzt die Branche. Nicht immer seriös: Die schlechten Nachrichten über die Onlinebörsen häufen sich -es geht um undurchsichtige Abomodalitäten, unauffindbare Kündigungsmöglichkeiten oder gefälschte Partnerprofile.
Der schlechte Ruf beginnt der Branche offenbar zu schaden. Denn nun wollen vier der führenden Anbieter von Online-Partnerbörsen gegensteuern. Neu.de, eDarling, Friendscout24 und Parship haben heute in Berlin den Verhaltenskodex "Selbstverpflichtung der Partnersucheanbieter im Netz" (Spin-Kodex) unterzeichnet. Die Unternehmen verpflichten sich damit, bestimmte Praktiken auf ihren Websites auszuschließen.
Dazu gehört beispielsweise, dass für die Nutzer durch den Button "Jetzt kaufen" klar erkennbar sein muss, dass er sich gerade auf ein bezahltes Abo einlässt. Kosten und Verlängerung solcher "Premium-Mitgliedschaften" sollen leicht erkennbar und unmissverständlich kommuniziert werden. Auf künstliche Kündigungshürden (etwa nur per Fax kündigen zu dürfen) wollen die Unternehmen ebenfalls verzichten.
Die automatische Verlängerung eines Abos soll in Zukunft bis sieben Tage vor Vertragsende kündbar sein - und zwar über mindestens zwei Kontaktwege, eine davon online. Abofallen sollen in Zukunft ausgeschlossen werden. Fälle, in denen etwa ein Dreimonatsabo bei Verlängerung stillschweigend in eines mit halbjährlicher oder gar jährlicher Laufzeit umgewandelt wird, sollen demnach mit Veragsstrafen bis zu 50 000 Euro geahndet werden.
Um die Standards einzuhalten haben alle Unternehmen auf ihren Websites Änderungen vorgenommen. So hat Parship besipielsweise sein Widerrufsverfahren geändert oder eDarling die Kündigungsmöglichkeiiten verbessert. "Alle mussten sich bewegen und investieren, um die Anforderungen zu erfüllen," sagt Parship-Geschäftsführer Peter F. Schmid. Die Messlatte sei höher gehängt worden als der kleinste gemeinsame Nenner.
Damit der Spin-Kodex kein zahnloser Tiger bleibt, muss es ein unabhängiges Kontrollgremium geben. Dies will der Bundesverband der digitalen Wirtschaft (BVDW) organisieren und verhandelt darüber gerade mit dem TÜV Süd. Über das Logo Spin-Kodex auf den Websites der Anbieter werden die User direkt auf die vom Bundesverband der digitalen Wirtschaft (BVDW) betriebene Website spin-kodex.de geleitet. Dort können sie die Selbsverpflichtungsregeln nachlesen und sich im Ernstfall direkt beschweren.
Elitepartner-Geschäftsführer Jost Schwaner hält die Initiative für "Schall und Rauch". Seiner Meinung nach erfüllen nicht alle Mitgieder die Anforderungen an Transparenz und Datenschutz. Elitepartner setze mit dem TÜV-Siegel s@fershopping bereits auf strengere Bewertungsmaßstäbe, behauptet Schwaner. Die Initiatoren lassen jedoch durchblicken, es könne auch daran liegen, dass Elitepartner die Kriterien des Spin-Kodex noch habe verhandeln und aufweichen wollen. Dabei könnte es möglicherweise um das Thema Aboverlängerung gehen: eDarling jedenfalls hatte anfang des Jahres eine EV gegen Eliteparner erwirkt, weil der Anbieter Abos automatisch um die doppelte Laufzeit verlängert hatte.
Was die Initiative taugt, wird sich in der Praxis herausstellen. Friendscout24 -Geschäftsführerin Martina Bruder ist jedenfalls überzeugt: "Die Diskussion ist konstruktiv eröffnet."