Knüwer wettet auf Untergang der "FTD"
"Am Ende dieses Jahres wird es die 'Financial Times Deutschland' in ihrer derzeitigen Form nicht mehr geben." Davon ist Medienberater Thomas Knüwer so überzeugt, dass er 100 Euro wettet.
"Am Ende dieses Jahres wird es die Financial Times Deutschland in ihrer derzeitigen Form nicht mehr geben." Davon ist Thomas Knüwer so überzeugt, dass er 100 Euro wettet. Der Medienberater und Journalist hat auf seinem Blog "Indiskretion Ehrensache" ein klares Angebot gemacht: Wenn er seine Wette verliert, spendet er 100 Euro an Reporter ohne Grenzen. "Im Gegenzug sollte sich der andere auch verpflichtet sehen, dies zu tun, denn Wettschulden sind ja Ehrenschulden."
Wie aber kommt der Blogger darauf, dass die FTD bald nicht mehr fünfmal die Woche als Tageszeitung auf unseren Schreibtischen liegt? Zum einen aufgrund eines älteren Zitats von Chefredakteur Steffen Klusmann, das eine Reduzierung der FTD auf Papier zu Gunsten einer Tablet-Version quasi ankündigt. Zum anderen erwartet Knüwer generell ein "blutiges zweites Halbjahr für Verlage in Deutschland". Zwar seien die Zeichen noch nicht offensichtlich, sondern bislang eher "leichte Erschütterungen", doch alle Verlage hätten ein massives Problem mit dem Anzeigenverkauf. Selbst Olympia und Fußball-Europameisterschaft hätten nicht den erwünschten Aufwind gebracht.
Knüwers Recherchen ergeben Umsatzeinbrüche, Sparprogramme, Stellenstreichungen aller Orten. "Und das wird noch schlimmer", prognostiziert der Journalist. "In dem Moment da feststeht, dass 2012 anzeigentechnisch nicht mehr zu retten ist, werden sie (die Verlage, Anm. der Red.) den Schalter umlegen. Dann wird es massive Entlassungen geben, um die damit verbundenen Einmalkosten (Abfindungen etc.) noch in das Bilanzjahr 2012 zu quetschen. Die Hoffnung: Die 2013er Bilanz sieht dann wieder sauber aus." - Nicht nur bei der FTD übrigens. Aber vor allem die, denn Geld habe das Blatt nie verdient.
Ein paar halten schon dagegen: Christian Kirchner von der FTD, stellvertretender Leiter des Finanzressorts in Frankfurt und früherer Weggefährte Knüwers, ebenso Blogger Richard Gutjahr - weil er "am Verstand der Verlage" zweifelt, also daran, dass sie noch in diesem Jahr zu einer solchen Reaktion beweglich genug sind.
Mittlerweile reagierte Gruner + Jahr auf die Äußerungen von Knüwer: "Die 'Financial Times Deutschland' ist ein entscheidender Teil der G+J Wirtschaftsmedien und diese sind als eine der drei Verlagsgruppen des Verlags ein wichtiges Element des G+J Medien-Portfolios in Deutschland. Und so wird es auch in Zukunft sein. Die aktuelle Situation der FTD entspricht der des gesamten Wirtschaftspresse-Segments in Deutschland.", so Joachim Haack, Sprecher der G+J Wirtschaftsmedien.