
30 Jahre Mauerfall:
Klischees und Kampagnen zur Deutschen Einheit
2019 und 2020 feiert Deutschland 30 Jahre friedliche Revolution, Mauerfall und Deutsche Einheit. Eine Klischee-Kampagne der Orca-Gruppe soll auflockern und vereinen. FischerAppelt inszeniert die Jubiläumsfeier.
Was ist eigentlich typisch deutsch? Klischeebehaftete Antworten auf diese Fragen gibt die Kampagne der Bundesregierung zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls (9.11.89) und der Deutschen Einheit (3.10.90).
Plakate und Videoclips in Sozialen Medien zeigen unter anderem einen Dackel, eine akkurat getrimmte Hecke, einen Mann in Socken und Sandalen sowie eine Fensterbank voller Gartenzwerge - "sooo deutsch" eben:
Aber auch berühmte deutsche Landschaften wie die Sächsische Schweiz oder die Zugspitz-Region sind Inhalt der Kampagne:
Genauso gehören Döner und Trabi zur deutschen Geschichte:
Denn "Deutschland ist eins: vieles", so das Motto der Offensive, die Deutschland näher zusammenbringen soll. Die Jahrestage von Maueröffnung und Wiedervereinigung "sollen als ein für ganz Deutschland einendes Jubiläum gefeiert werden", sagt der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Steve Alter laut DPA.
Für das Konzept ist eine Kommission mit Vertretern aus Politik, Kunst und Kultur zuständig. Verantwortliche Agentur ist die Kommunikationsagentur Orca Affairs. Die Kampagne beinhaltet sowohl Plakate als auch Info-Streams sowie TV-Spots und Online-Werbung in ganz Deutschland.
Die Kampagne kostet insgesamt 7,8 Millionen Euro. Diese hohen Kosten seien der Tatsache geschuldet, dass sich die Kampagne vor allem auf Hochfrequenzbereiche beziehen, also größere Städte, Bahnhöfe und Flughäfen, teilt ein Sprecher des Bundesinnenministeriums mit. Es sei jedoch ein besonderes Anliegen, diese Kampagne auch in strukturschwächeren Regionen zu fahren. Sie wird in ganz Deutschland und nicht nur in Großstädten gespielt.
Die Kampagnenplakate sollen bis Anfang Dezember in Deutschland zu sehen sein und die Menschen aufrufen, sich selbst zu fragen, was für jeden Einzelnen typisch deutsch ist.
Das längste Gespräch entlang der Mauer
Die "Klischee-Kampagne" ist aber nicht die einzige Kommunikationsoffensive rund um die historischen Daten, daneben inszeniert die Agenturgruppe FischerAppelt unter dem Motto "Unsere Geschichte schreibt Zukunft" eine Jubiläumsfeier samt Kampagne, Website, Bewegtbild und der begleitenden Kommunikation.
Mit Unterstützung von FischerAppelt will die Bundesregierung das vereinte, aber oft uneinige Deutschland im Austausch zusammenzuführen. Unter dem Hashtag #MeineGeschichteSchreibtZukunft kann sich jeder beteiligen und mitdiskutieren.
Eine Aktivierungskampagne soll für breite Beteiligung sorgen. Sie wird online als Banner und Social Ads sowie analog als Print ausgespielt. In selbst gefilmten Videos können Bürgerinnen und Bürger ihre Geschichte festhalten und auf der Kampagnenwebsite hochladen und mit anderen teilen. Auch Kanzlerin Angela Merkel spricht über ihre Erlebnisse:
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat sechs Menschen gefragt, wie sie die Wende erlebt haben:
"30 Jahre Mauerfall ist ein wichtiges Jubiläum und sollte deswegen gebührend gefeiert werden. Deshalb war uns schnell bewusst, dass wir Menschen einbeziehen und ihren Geschichten zu diesem historischen Ereignis Gehör schenken möchten", sagt Johannes Buzási, Geschäftsführer von FischerAppelt Advertising. Auf Seiten FischerAppelts arbeitet ein Team von 30 Mitarbeitern aus vier Standorten an der Kommunikation rund um die Jubiläumsfeier.
Den vorläufigen Höhepunkt der Feierlichkeiten bildet das längste Gespräch der Welt zum Tag des Mauerfalls am 9. November 2019: An vier Orten entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze wird zu Diskussionsrunden geladen. Die Live-Talks können beim zentralen Public-Viewing in Hof oder weltweit im verfügbaren Online-Livestream verfolgt werden.