
Ferrero:
Kinderarbeit für Ü-Eier wird zum Fall für die Justiz
Ein Medienbericht über angebliche Kinderarbeit bei der Herstellung von Kinder-Überraschungseiern hat die Staatsanwaltschaft in Rumänien auf den Plan gerufen. Hersteller Ferrero äußert sich schockiert und leitet eine Untersuchung ein.

Foto: Screenshot Ferrero
Böse Überraschung für den Süßwarenhersteller Ferrero: Statt "Spiel, Spaß und Spannung" bergen die Schoko-Eier "Kinderüberraschung" momentan jede Menge Ärger.
Die britische Boulevardzeitung "The Sun" hatte berichtet, dass in Rumänien Kinder angeblich für geringe Löhne den Inhalt der beliebten Eier für Ferrero zusammensetzten. In dem Bericht und Video geht es um eine Familie mit drei Kindern im Alter zwischen sechs und elf Jahren, die bis zu 13 Stunden täglich arbeiten müssten. Für 1000 Eier, die sie mit Spielzeug befüllen, würden ihnen umgerechnet 4,43 Euro gezahlt. "Es ist Sklavenarbeit", sagte der Vater dem Blatt zufolge. Die Familie arbeite zu Hause, ohne Hygienekontrollen. Auch die "Bild"-Zeitung berichtete am Donnerstag über den Fall.
Der Medienbericht über die angebliche Kinderarbeit hat die Staatsanwaltschaft in Rumänien auf den Plan gerufen. Es seien "Überprüfungen zu den Aspekten, die in dem Pressebericht gemeldet wurden", aufgenommen worden, teilte die Sondereinheit der Staatsanwaltschaft (DIICOT) mit, die für Kampf gegen Organisiertes Verbrechen zuständig ist.
SUN INVESTIGATION: Kinder Egg ‘slaves’ aged just SIX are being paid 22p-an-hour for 13-hour shifts making the toys https://t.co/T375Svcx2K pic.twitter.com/ZnT2nx4rMd
— The Sun (@TheSun) 23. November 2016
Hersteller Ferrero reagierte "bestürzt und zutiefst besorgt" und versprach, die Angelegenheit zu untersuchen, wie es in einer Mitteilung vom Mittwoch hieß. Am Donnerstag meldete Ferrero, unabhängige Prüfer sowie ein entsprechend spezialisiertes Team seien bereits nach Rumänien geschickt worden. Die Vorwürfe sollten schnellstmöglich aufgeklärt werden, dazu kooperiere man mit den rumänischen Behörden in vollem Umfang. Das Unternehmen schreibe seinen Zulieferern vertraglich einen ethischen Code vor, der unter anderem Kinderarbeit verbiete, erklärte Ferrero weiter. Über die mutmaßlichen Zustände in Rumänien sei man entsetzt.
Verantwortlich sei laut "Sun" die Firma Prolegis, ein Sub-Unternehmer des Spielzeug-Fabrikanten Romexa SA, mit denen Ferrero zusammenarbeitet. Die Firma streitet die Beschäftigung von Heimarbeitern jedoch ab. Eine Antwort auf die Frage, wo und wie die "Überraschungseier" befüllt würden, blieb Ferrero laut "Bild"-Zeitung schuldig. Auch zur Anfrage der dpa, ob Heimarbeit bei der Herstellung von Ü-Eiern bei Ferrero-Zulieferern allgemeine Praxis ist, äußerte sich Ferrero zunächst nicht. Rumäniens Arbeitsinspektion erklärte, dass sie zwei rumänische Ferrero-Zuliefererfirmen 2014 und 2015 kontrolliert habe. Keine dieser Firmen habe damals Heimarbeiter beschäftigt.
Unstimmigkeiten gab es unterdessen über die Entstehung eines Videos, dass die "Sun" veröffentlicht hatte: Eine dort gezeigte Frau, die als Heimarbeiterin in Rumänien für den Zulieferer arbeiten soll, bezeichnete den Bericht der Briten als falsch und das Video als "Inszenierung". Sie mache diese Zulieferer-Arbeit zu Hause, Kinder seien aber nicht beteiligt, sagte sie rumänischen Medien. Sie sei davon ausgegangen, dass ein Werbefilm für Überraschungseier geplant gewesen sei. Ferrero selbst betonte in seiner Stellungnahme, dass die Medien im Hinblick auf die Vorwürfe "bereits eine Reihe von Unstimmigkeiten hervorgehoben" hätten und ausführlich darüber berichteten.
Auf seiner Facebook-Seite äußert sich das Unternehmen nicht zu den Vorwürfen. Dafür umso mehr die Follower in den Besucherbeiträgen: "Gewinnspiel könnt ihr euch schenken. Schenkt lieber den Kindern die für euch arbeiten eine ordentliche Schulausbildung", heißt es da. Ein anderer User schreibt: "Ferrero schädigt eh schon Millionen Kinder täglich durch die überzuckerten Produkte. Dass nun Kinder für "Kinder" produzieren, ist daher keine "Überraschung". Wie so viele Lebensmittelkonzerne: Nichts wissen, nichts sehen, nichts hören - solange nur der Profit stimmt und der 'doofe' Kunde nix merkt!"
Aber auch dies ist dort zu lesen: "Wartet doch erstmal ab, ob die Sache überhaupt wahr ist, anstatt euch gleich aufzuregen. The Sun ist nicht die beste Informationsstelle. Man kann mit solchen Hetzkampagnen auch den Ruf einer ganzen Firma zerstören. Ich urteile nicht, sondern warte ab, was am Ende bei dieser Sache an das Licht kommt. Am Ende ist dies alles nicht wahr und das Geschrei war groß." (fs/dpa)