Ki.Ka-Affäre: Druck auf MDR wächst
Nachdem vergangene Woche ein Mitarbeiter des Ki.Ka wegen Betrugsverdacht festgenommen wurde, muss der MDR als Verantwortlicher des ARD/ZDF-Kinderkanals nun Kritik einstecken.
Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR), der für den ARD/ZDF-Kinderkanals Ki.Ka federführend zuständig ist, gerät nach der Verhaftung eines leitenden Ki.Ka-Angestellten nach Medienberichten vom Wochenende unter Druck. "Wir erwarten einen Bericht des Intendanten über die offensichtlichen Fehler und Mängel in der Kontrolle", sagte Gerd Schuchardt, Vorsitzender des MDR- Verwaltungsrats, dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Auch will ich eine Antwort, wieso das Vier-Augen-Prinzip nicht konsequent umgesetzt wurde."
Der Mitarbeiter war am Dienstag im Funkhaus Erfurt unter Betrugsverdacht festgenommen worden. Er soll gemeinsam mit einem Komplizen von einer Berliner Technikzulieferer-Firma über Scheinrechnungen vom Sender mehrere Millionen Euro ergaunert haben. Das erschwindelte Geld sollen sich die beiden geteilt haben. Die Staatsanwaltschaft Erfurt bezifferte den Gesamtschaden auf mehr als vier Millionen Euro seit 2005. Sie ermittelt wegen gewerbsmäßige Untreue und Betrug.
Der "Focus" berichtete, dass der Mann sich die Rechnungen von zwei Mitarbeiterinnen habe abzeichnen lassen. Der MDR prüfe derzeit, ob die Kolleginnen von ihm unter Druck gesetzt worden seien. Laut "Spiegel" beschäftigt die Aufsichtsgremien vor allem die Frage, wie es einem einzigen Mitarbeiter erlaubt sein kann, Buchungen in Höhe von bis zu 500.000 Euro zu veranlassen. Eigentlich sei das nur Direktoren und Hauptabteilungsleitern vorbehalten. Doch offenbar, so "Der Spiegel", gab es für den Beschuldigten eine Sonderregelung.
Aufklärung erhoffe sich der Verwaltungsrat von einer Sondersitzung des Gremiums im Januar. Schon 2005 hatte der MDR unter seinem Intendanten Udo Reiter mit dem Fall des damaligen Sportchefs Wilfried Mohren, der Sendezeiten verkaufte, Aufsehen erregt. Die Anti- Korruptions-Vorkehrungen wurden danach verschärft. Schuchardt: "Unter dem Vorzeichen Mohren ist die Sache jetzt besonders ärgerlich."
Die Überprüfung der Geschäftsvorgänge der vergangenen Jahre wird einige Zeit in Anspruch nehmen, hatte der MDR bereits in der Woche angekündigt. "Wir wollen, dass vorbehaltlos und zügig alles ans Licht kommt, was der Mitarbeiter durch kriminelles Verhalten an Schaden verursacht hat", wurde Ki.Ka-Geschäftsführer Steffen Kottkamp zitiert. "Außerdem erwarten wir uns Erkenntnisse darüber, wie es möglich war, die bestehenden Kontrollmechanismen auszuhebeln und wie wir durch weitere Verschärfung der Maßnahmen solche Vorfälle zukünftig möglichst verhindern können."