
Anti-Black-Friday:
Keine Lust auf Black Friday? Das sind die Gegenbewegungen
Für viele steht die Black-Friday-Aktion für den Gipfel des achtlosen Konsums. Im Netz formieren sich daher unzählige Protestbewegungen. Auch bekannte Marken machen mit oder nutzen den Tag, um etwas für den wohltätigen Zweck zu tun.

Foto: Unsplash / Hanson Lu
50, 60, 80 Prozent. Kaufen, kaufen, kaufen. Seit zwei Wochen schon werben Händler weltweit sowohl offline als auch online mit schieren Rabatten am Black Friday und Cyber Monday. Seit zwei Wochen flattern Newsletter mit dem immer gleichen Betreff in den E-Mail-Posteingang: BLACK FRIDAY, Black Friday SALE, Black Friday Week.
2,4 Milliarden trotz Gegenbewegungen
Black Friday wird in den USA der Freitag nach Thanksgiving genannt und gilt als Start der Weihnachtseinkaufsaison. Da der Black Friday – der übrigens nichts mit dem als "schwarzer Freitag" in die Geschichte eingegangene Börsencrash von 1929 zu tun hat – von vielen Amerikanern als Brückentag genutzt wird, werden hohe Umsätze erwartet. Die Welle ist schon seit vielen Jahren nach Europa und in die ganze Welt übergeschwappt. Laut dem Nachhaltigkeitsmagazin Utopia wurden 2018 allein in Deutschland 2,4 Milliarden Euro umgesetzt.
Amazon und Co. sind natürlich ganz vorne mit dabei die Saison der Weihnachtseinkäufe einzuläuten und mit Schuld daran, dass das im amerikanischen Einzelhandel entstandene Motto mittlerweile das gesamte Internet beherrscht und zum weltweiten Syndrom geworden ist. Syndrom, weil viele Konsumkritiker den Black Friday als genau das sehen: Eine Krankheit, die Perversion des Kaufverhaltens, der Gipfel der Konsumgeilheit. Jedes Jahr gehen die Bilder von Menschen, die sich auf der Jagd nach den größten Schnäppchen in den Geschäften gegenseitig niedertrampeln, um die Welt.
#WhiteMonday auf Social Media
Kein Wunder, dass sich online und offline zahlreiche Gegenbewegungen bilden. Im Social Web beispielsweise riefen am vergangenen Montag Influencer und Network-Nutzer zum nachhaltigem Konsum auf. Der Hashtag #WhiteMonday bezieht sich auf die 2017 in Schweden gestartete Initiative, die zu bewussterem Shoppen aufruft und daran erinnert, dass sich manche Dinge auch reparieren oder recyclen lassen, statt neu zu kaufen. Das spart nicht nur Geld, sondern ist auch umweltfreundlicher.
Bei White Monday, der vor allem ein digitales Phänomen ist, geht es nicht darum, nichts mehr zu kaufen, sondern anders zu kaufen. Labels und Nachhaltigkeitsinfluencer machten mit, um der Bevölkerung den Wahnsinn des Black Friday und Cyber Monday vor Augen zu führen.
Konsum-Detox: Der "Buy-Nothing-Day"
Anders sieht es bei der Gegenveranstaltung "Kauf-Nix-Tag" aus, dem Samstag unmittelbar nach dem Black Friday. Diese eher offline gerichtete Bewegung stammt wie die berühmteste Umweltorganisation aller Zeiten aus dem kanadischen Vancouver und ruft ganz konkret dazu auf, Supermärkten, Shopping-Centern und E-Commerce-Plattformen fernzubleiben.
Kritiker sagen, die Menschen würden ihre Käufe, vor allem die notwendigen wie etwa Lebensmittel, nur um 24 Stunden verschieben. Macht aber nichts, sagen die Initiatoren. Es gehe mehr darum, sein eigenes Kaufverhalten zu hinterfragen, indem man den Geschäften bewusst fernbleibe. Hat irgendwie was von Detox. Passend dazu, machen User auf Social Media unter dem Hashtag #buynothingday auf den 24-stündigen Konsumprotest aufmerksam.
100% Off am Black Friday
Doch es gibt auch Unternehmen, die keine Lust haben bei der Preisschlacht mitzumachen und ihre Haltung nicht im Stillen durch fehlende Partizipation ausdrücken, sondern sogar eigens Anti-Black-Friday-Kampagnen fahren, um ihrer Haltung Nachdruck zu verleihen. Der Taschenhersteller Freitag geht sogar so weit, dass er unter dem Motto 100% Off seinen Webshop am Schnäppchentag einfach abschaltet. Stattdessen werden die Besucher auf die Tauschbörse S.W.A.P. verwiesen.
Im Netz legendär und mit großer Spannung erwartet werden die jährlichen Pranks des makaberen Spiels "Cards Against Humanity". 2012 knöpfte die Firma potentiellen Käufern am Black Friday ganze fünf Dollar für genau gar nichts ab. Im darauffolgenden Jahr gab es das umstrittene Spiel für das einmalige Angebot von fünf Dollar mehr. Tatsächlich wurden 2013 an diesem Tag im Jahr so viele Spiele wie noch nie gekauft. 2018 machte Cards Against Humanity doch einen Sale und bot unter https://www.99percentoffsale.com/ absurde Dinge zu absurden Preisen an.
Mittlerweile legendär ist die "Don’t buy this Jacket"-Kampagne der Outdoor-Marke Patagonia aus dem Jahr 2011.
Spenden statt Kaufen!
In diesem Jahr versucht das Unternehmen den umweltschädlichen Folgen des exzessiven Black-Friday-Konsums durch Spenden entgegenzuwirken. Patagonia wird alle Spenden, die zwischen dem 29. November und 31. Dezember auf der Plattform Patagonia Action Works eingehen, bis zu einer Höhe von 10 Millionen Dollar verdoppeln.
Wenn schon kaufen, dann um etwas Gutes zu tun: Auch der Online-Marktplatz Rakuten nutzt den weltweiten Schnäppchentag, um etwas zurückzugeben. Im Aktionszeitraum vom 27. November bis zum 02. Dezember spendet die E-Commerce-Plattform fünf Prozent aller Einnahmen an einen ganz besonderen wohltätigen Zweck. Die gesammelte Summe kommt der Lukas Podolski Stiftung zugute, die jedes Jahr neue Projekte auswählt, um sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche zu unterstützen und zu fördern. An welches Projekt genau gespendet wird, wird auf einem Event zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
Allen Protestbewegungen und Initiativen gemein ist, dass sie neben dem Aufruf zur Achtsamkeit auch auf umweltschädliche und unmenschliche Produktionsbedingungen aufmerksam machen wollen. Neben #WhiteMonday und #BuyNothingDay rufen daher die Hashtags #NotOneDime, #BlackOutBlackFriday und #BoycottBlackFriday dazu auf, sich dem Kaufwahnsinn nicht hinzugeben.