
Kartellamt genehmigt umstrittene Grosso-Fusion
Das Kartellamt hat grünes Licht für eine umstrittene Fusion unter Grossisten gegeben. Der Fall war ein Politikum in der deutschen Vertriebsszene. Das neue Unternehmen heißt Frankenthaler Pressevertrieb.
Das Bundeskartellamt hat die umstrittene Fusion zwischen dem von Verlagen dominierten Grossisten Presse-Vertrieb Pfalz (Frankenthal) und dem freien Grossisten Roth+Horsch genehmigt. Die Wettbewerbsbehörde habe "keine Gründe für eine Untersagung" gesehen, teilte das Kartellamt in einer Presseerklärung mit. Der Zusammenschluss galt als Politikum. Der Bundesverband Presse-Grosso sah die Neutralität des Grosso-Systems bedroht.
Nach Auffassung der Grossisten ist die Fusion "nicht vereinbar" mit der so genannten "Gemeinsamen Erklärung", so die Reaktion des Grosso-Verbands. In ihr hatten sich Grosso und Verlegerverbände 2004 auf die Grundzüge des Grossosystems verständigt. Dort heißt es unter anderem: "Eine Ausweitung der Grossobetriebe mit Verlagsbeteiligung ist nicht geplant." Am Presse-Vertrieb Pfalz hielten bislang insgesamt zehn Verlage zusammen 80 Prozent der Anteile, darunter Axel Springer, Bauer, Gruner + Jahr, Burda und WAZ-Gruppe. An dem neu entstehenden Unternehmen mit dem Namen Frankenthaler Pressevertrieb sollen die Printhäuser jedoch nur noch eine Minderheitsbeteiligung von rund 40 Prozent halten. Damit, so glauben die Verlage, habe man der gemeinsamen Erklärung genüge getan.
Dieser Auffassung schloss sich nun auch das Bundeskartellamt an. "Die großen Verlage, insbesondere Axel Springer und Bauer, verfügen wegen der Bedeutung ihrer Presseprodukte zwar über eine starke Marktstellung gegenüber dem Pressegrosso insgesamt sowie den einzelnen Grossisten", argumentieren die Bonner Wettbewerbshüter. "Der Zusammenschluss von Roth+Horsch und PV Pfalz verändert die Marktstellung dieser Verlage jedoch nicht. Auch das zusammengeschlossene Unternehmen Frankenthaler Pressevertrieb wird zur Neutralität gegenüber allen Verlagen verpflichtet sein", heißt es in der Mitteilung.
Der Bundesverband Presse-Grosso "bedauert" in seiner Reaktion die Entscheidung der Bonner Behörde. Er befürchtet offenbar, dass die Entscheidung zum Vorbild für ähnlich geartete Fusionen werden könnte. Deshalb sei diese "nicht als Referenz für andere Fusionen unter Mitwirkung von Presse-Grossisten mit Verlagsbeteiligungen oder einzelner Verlage zu verstehen", betont der Grosso-Verband.