
Supermärkte:
Kartellamt: Edeka darf Kaiser's Tengelmann nicht übernehmen
Das Bundeskartellamt stoppt Edeka. Der Händler wollte 450 Kaiser's Tengelmann-Filialen übernehmen.
Rewe-Chef Alain Caparros hatte einen Tag vor der Entscheidung des Bundeskartellamts wortgewandt gegen die Marken-Hochzeit von Edeka und Kaiser's Tengelmann gewettert. Der oberste Boss der Kette darf sich tatsächlich freuen. Denn das Bundeskartellamt hat Edeka eine Abfuhr erteilt. Das Unternehmen wollte 450 Kaiser's Tengelmann-Filialen übernehmen. Die Begründung der Behörde: Der Kauf hätte "zu einer erheblichen Verschlechterung der Wettbewerbsbedingungen auf zahlreichen ohnehin stark konzentrierten regionalen Märkten und Stadtbezirken im Großraum Berlin, in München und Oberbayern sowie in Nordrhein-Westfalen geführt". Die Verbraucher hätten somit zu wenig Ausweichmöglichkeiten, sollten die Pläne umgesetzt werden. Eine weitere Befürchtung: Edeka könnte die Markenartikel-Hersteller die neue Einkaufsmacht spüren lassen.
Die Beteiligten haben die Möglichkeit, innerhalb eines Monats beim Oberlandesgericht Düsseldorf Beschwerde einzulegen. Edeka und Tengelmann hatten dem Bundeskartellamt angeboten, insgesamt gut 100 Standorte in Berlin und Bayern aus dem Deal herauszunehmen. Edeka hätte dann insgesamt etwa 350 Standorte erworben.
Die Unternehmensgruppe Tengelmann will sich aus dem Supermarktgeschäft ganz verabschieden. Deshalb sollte die Tochter Kaiser's Tengelmann im Sommer 2015 an den Rivalen gegen. Karl-Erivan W. Haub, Geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Tengelmann, sieht "keine Perspektive mehr, die Supermärkte aus eigener Kraft zu einem profitablen Unternehmen zu machen". Mit einem Marktanteil von nur 0,6 Prozent sei die Kette einfach zu klein. Hier hält allerdings Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, dagegen: "In vielen Stadtteilen der Metropolen Berlin, München und Düsseldorf sowie einigen Markträumen in Oberbayern und NRW ist Kaiser’s Tengelmann der stärkste Wettbewerber von Edeka und Rewe, sodass dessen Ausscheiden die Auswahlmöglichkeiten der Verbraucher vor Ort erheblich reduzieren würde."
Das Bundeskartellamt hält die Spitzengruppe bestehend aus Edeka, Rewe und der Schwarz-Gruppe (Kaufland und Lidl) sowieso schon für zu mächtig.
Die größten Unternehmen in Deutschland (nach Umsatz "Food/Lebensmittel" im Inland 2014):
1. Edeka-Gruppe (einschließlich Netto): 47 Milliarden Euro
2. Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland): 27,7 Milliarden Euro (geschätzt)
3. Rewe-Gruppe (einschließlich Penny): 27,6 Milliarden Euro (geschätzt)
4. Aldi-Gruppe: 22,6 Milliarden Euro (geschätzt)
5. Metro-Gruppe (Real, Metro): 10,8 Milliarden Euro (geschätzt)
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13. Tengelmann-Gruppe (Kaiser's Tengelmann): 1,98 Milliarden Euro
Quelle: Lebensmittelzeitung/Trade Dimensions