’tschuldigung, sitzt hier schon jemand?:
Kai Diekmann lässt Promis für die Bahn plaudern
Ex-Bild-Chef Diekmann und seine Kollegen produzieren mit ihrer Agentur Storymachine für die Bahn einen Podcast mit Prominenten und Bahn-Experten.
Für die Deutsche Bahn plaudert jetzt Moderatorin Laura Karasek mit Prominenten. Drei Folgen des neuen Podcasts sind bereits fertig. Für Konzept und Umsetzung von „’tschuldigung, sitzt hier schon jemand?“ ist die Berliner Agentur Storymachine verantwortlich.
Dahinter stehen neben Ex-Bild-Chefredakteur Kai Diekmann und Ex-Stern.de-Chefredakteur Philipp Jessen als kreative Köpfe sowie Michael Mronz, Sportmanager und Ex-Lebenspartner von Guido Westerwelle für das Betriebswirtschaftliche.
Der Podcast ist im Rahmen der Digitalisierung des Bahnbetriebs zu sehen. Bahn-Sprecher Jens-Oliver Voss will neue Reichweiten generieren und vor allem zentrale Themen der Bahn einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Voss, der bei der Bahn die Kommunikation für Wirtschaft, Recht und Regulierung verantwortet, zählt aber weniger das quantitative Ergebnis. Er will vor allem die richtigen Leute erreichen – sprich all die, die sich mit der Bahn beschäftigen sollten und müssen und dazu noch all jene mit einer Affinität für Digital- und Mobilitätsthemen.
Imaginäre Zugfahrt mit Prominenten und Bahnexperten
Das Konzept ist schnell erklärt: Moderatorin Laura Karasek fährt jeweils auf einer imaginären Zugfahrt mit einem Prominenten und einem Bahnexperten, etwa mit TV-Moderator Micky Beisenherz und Bahnvorstand Ronald Pofalla. In einer anderen Folge wird über den Alltag, über Gewohnheiten, Bahn-Erfahrungen und berufliche Projekte gesprochen.
Alles sehr nah am Boulevardjournalismus. Die Handschrift der Macher ist nicht zu leugnen.
Viel haben die Manager hinter Storymachine noch nicht über sich erzählt, auch nicht, für wen sie arbeiten. Auch wenn jetzt mit der Bahn ein prominenter Kunde bekannt ist, darf der Podcast nicht als Vorzeigeprojekt verstanden werden. Jessen und seine Kollegen sehen die Agentur als Beratung für strategische Kommunikation und für CEOs, machen Krisen-PR und sehen sich als Storyteller für Unternehmen.
Dafür wurde ein Newsroom aufgebaut, der denen von großen Medienhäusern gleicht. Die Agentur neuen Schlags will eine Alternative sein, zumal die Medien zunehmend an Einfluss und Reichweite verlieren. Zu den weiteren 18 Kunden haben sich die Berliner allerdings noch nicht geäußert. Nur soviel: Knapp 40 Mitarbeiter zählt die Agentur bereits ein Jahr nach Gründung.
Podcast als B-toB-Medium
Podcasts werden kaum an die Reichweiten der klassischen Medien herankommen. Das erklärt sich schon aus der Verbreitung. Der Bahn-Podcast wird beispielsweise über die Site Digitale-Schiene-Deutschland.de sowie über die Audio-Plattformen von Deezer, Spotify und I-Tunes angeboten. User auf die eigene Site zu bringen, erfordert Marketingspendings, worauf die Bahn weitgehend verzichtet.
Auf den Plattformen herrscht dagegen enorm viel Konkurrenz. Allein Apple hatte im April 525.000 aktive Shows im iTunes-Shop gemeldet. In Deutschland dürfte es eine kleine fünfstellige Zahl an regelmäßig erscheinenden Formaten geben. Die Werbemöglichkeiten sind begrenzt. Promotionflächen auf den Portalen in den Empfehlungsbereichen kosten etwa 15.000 Euro. Das macht Reichweite vergleichsweise teuer.
Die Ausrichtung von Unternehmen, in erster Linie gezielt "Stakeholder" anzusprechen, sei daher durchaus richtig, sagt Podcast-Pionier Alexander Wunschel. Hierbei lassen sich mit Bordmitteln, sprich mit Mailings und Hinweisen auf eigenen Seiten bereits nennenswerte Ergebnisse erzielen, auch wenn sich B2B-Podcast-Formate erst noch etablieren müssen. „Eine vierstellige Abozahl gilt schon als Erfolg“, sagt Wunschel.
B-to-B-Podcasts, wie ihn etwa Wunschel für die Dmexco produziert, können durchaus wirksame Kommunikationswege sein. Allerdings muss hier relevanter Content geboten werden. Sonst hören auch Abonnenten nicht mehr in die Podcasts rein. Geht es nur um werbliche Botschaften, sei es laut Wunschel wie beim Influencer-Marketing. Es sei derzeit leichter, wenn Unternehmen mit den Machern von etablierten zusammenarbeiten würden.