E-Zigaretten:
Juul stellt sein Deutschlandgeschäft ein
Der US-amerikanische E-Zigarettenhersteller Juul wirft in Deutschland das Handtuch. Man werde sich zum Jahresende aus dem hiesigen Markt zurückziehen, sagte ein Firmensprecher in Hamburg.
Aus für Juul in Deutschland: Der amerikanische Hersteller von E-Zigaretten zieht sich zum Ende des Jahres aus dem Markt zurück. Die Produkte seien noch im Handel erhältlich, solange der Vorrat reiche. Nach einer Kürzungswelle im Mai hatte die Deutschland-Tochter zuletzt nur noch etwa ein Dutzend Mitarbeiter, ihnen wurde gekündigt. Man müsse "Prioritäten setzen, um langfristig erfolgreich zu sein", so das Unternehmen. Dadurch könne man in Forschung und Entwicklung und künftige Produkte "in Kernmärkten" investieren. Bereits im Sommer war das Österreichgeschäft beendet worden, auch in der Schweiz kommt nun das Aus. Zuvor hatte die Lebensmittel Zeitung berichtet.
Schwächer dosiert als in den USA
Juul ist in den USA für hochdosierte Verdampfer bekannt - damit sollen auch Kettenraucher als Kunden gewonnen werden, die aus dem Tabakrauchen aussteigen wollen und viel Nikotin gewohnt sind. Hierzulande sind die Juul-Produkte aufgrund von EU-Vorgaben deutlich schwächer dosiert. Noch 2019 hatte das Unternehmen die Marktführerschaft in Deutschland angepeilt, doch der Verkauf kam nicht in die Gänge. Zudem gab es Ärger mit der Konkurrenz - ein deutscher Wettbewerber erwirkte zwischenzeitlich einen Lieferstopp von Juul-Produkten, weil auf den Kartuschen ein Recyclingzeichen fehlte. Nun zog die Firma für Deutschland die Reißleine.
Kritik und viele Klagen
Juul galt nach seiner US-Markteinführung 2015 lange Zeit als boomendes Start-up, Ende 2018 stieg der US-Tabakriese Altria (Marlboro) für 12,8 Milliarden Dollar bei dem Unternehmen ein und sicherte sich 35 Prozent der Anteile. Der Kauf wurde für Juul teuer, einen Großteil seiner Investition hat Altria bereits abgeschrieben. Juul steht wegen einer E-Zigaretten-Epidemie unter Jugendlichen in den USA schon länger heftig in der Kritik und ist mit vielen Klagen konfrontiert. (dpa/st)