Mit Blick auf den Kampf um Hörer und Werbegelder fügt Hörhammer hinzu: "Mit dieser Maßnahme verfügt der Bayerische Rundfunk über drei massenattraktive landesweite Radioprogramme, welche die Wettbewerbssituation im bayerischen Hörfunkmarkt nachhaltig beeinflussen werden und damit die Existenzchancen vieler privater Hörfunkangebote erheblich beeinflussen." Hörhammer meint Puls, das nach und nach reformierte und verjüngte Bayern 1 sowie Bayern 3. Der Bayerische Rundfunk sei im Gegensatz zu einigen anderen Landesrundfunkanstalten " zu keinerlei Zugeständnissen bereit". Hörhammer sieht das Radioland Bayern in einer "erheblichen Schieflage". Alle gesellschaftlich und politisch relevanten Gremien seien an dieser Stelle gefordert, "dem Expansionsdrang des BR Einhalt zu gebieten".

Ihm zur Seite eilt der gesamtdeutsche Privatfunkverband VPRT mit seinem Radio-Verantwortlichen Klaus Schunk, der moniert: "UKW-Frequenzen werden bei den ARD-Radios mittlerweile wie auf einem Basar hin und her verschoben – und die Politik schaut zu." Ein solcher Programmtausch sei rechtlich höchst fraglich, zumal sich bayerische Landesgesetzgebung und Rundfunkstaatsvertrag widersprechen würden, so Schunk und fügt hinzu. "Kostenneutral ist es jedenfalls nicht, wenn der BR im Telemedienkonzept für die Neugestaltung und Digitalverbreitung der Klassikwelle insgesamt fast 1,2 Millionen Euro Beitragseinnahmen ausgeben will."

Bei so viel Kritik, bevor überhaupt eine Entscheidung gefällt ist kontert der BR: "Puls ist als junge Welle ein ergänzendes Angebot, das sich klar abhebt von privaten Massenwellen. Der BR erfüllt mit Puls seinen gesetzlichen Auftrag, auch Angebote für ein jüngeres Publikum vorzusehen." Und BR Klassik werde durch das geplante digitale Konzept eher gestärkt. Jetzt ist aber erst einmal der BR-Rundfunkrat dran: Er muss am Donnerstag in einem ersten Schritt dem neuen "Telemedienkonzept" für BR Klassik grünes Licht geben. Bis dahin heißt es mit offenem Ausgang: "Der BR erarbeitet aktuell ein umfangreiches Konzept, das im Sommer dem Rundfunkrat vorgelegt wird. Dazu wird es vorab intensive Gespräche mit allen Beteiligten, insbesondere den privaten Rundfunkanbietern, geben."


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.