Arbeitszeit:
Jeder Vierte gönnt sich keine Pause
Auszeiten gehören zum Arbeitsalltag und sollen für Erholung sorgen. Gesetzlich sind sie festgeschrieben, trotzdem lassen viele Beschäftigte sie ausfallen. Der Hauptgrund: zu viel Arbeit.
Mehr als jeder vierte Beschäftigte in Deutschland arbeitet ohne Pause durch. Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor. Als Grund nennen die meisten Befragten (jeweils 63 Prozent) neben zu viel Arbeit, dass die Auszeit nicht in den Arbeitsablauf passe. Mehr als ein Viertel (26 Prozent) gab an, einfach keine Pause machen zu wollen. 14 Prozent erklärten, die Pause für einen früheren Feierabend aufgespart zu haben.
Die Befragten konnten mehrere Gründe nennen und waren nicht auf eine Antwortmöglichkeit beschränkt. Am häufigsten kommen Pausenausfälle den Angaben nach im Gastgewerbe, in der Pflegebranche sowie im Erziehungs- und Unterrichtsbereich vor.
Bei Arbeitnehmern zwischen 15 und 29 Jahren liegt der Anteil demnach mit 31 Prozent noch höher als im Gesamtschnitt. Das Arbeitsministerium bezieht sich auf Daten der "Arbeitszeitbefragung 2017" der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitszeitmedizin (Baua). Auch das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag) hatte darüber berichtet.
Pausen seien nicht nur wichtig für die Gesundheit, sondern auch für die Produktivität, erklärt Diplom-Psychologe Johannes Wendsche von der Baua. Das hätten zahlreiche Erhebungen gezeigt. "Je länger man am Stück arbeitet, desto unproduktiver wird man." Gerade bei hoher Belastung seien Pausen besonders wichtig. "Sogar kurze Auszeiten können schon helfen."
Laut Arbeitszeitgesetz dürfen Beschäftigte nicht länger als sechs Stunden ohne Pause arbeiten. Arbeitnehmern stehen demnach in der Regel mindestens 30 Minuten zu. "Viele Arbeitgeber ignorieren offensichtlich ihre gesetzlichen Schutz- und Sorgfaltspflichten und nehmen damit Gesundheitsgefährdungen ihrer Beschäftigten in Kauf", kritisierte die Sprecherin der Linksfraktion für Arbeit 4.0, Jessica Tatti.
In Deutschland überschritt die Zahl der Erwerbstätigen erstmals seit der Wiedervereinigung die Marke von 45 Millionen in einem Viertelquartal, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Dank der Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt stieg die Zahl der erwerbstätigen Menschen im dritten Quartal kräftig um 556.000 oder 1,3 Prozent auf 45,04 Millionen.
dpa