
Fernsehsatiriker in der Politik:
Jan Böhmermann ist nun ein SPD-Genosse
Erst dachten manche an einen schlechten Scherz, dann schien er es ernst zu meinen: Nun ist Jan Böhmermann Mitglied der SPD geworden.

Foto: ZDF/Ben Knabe
Der Fernsehsatiriker und Moderator Jan Böhmermann ist offiziell in die SPD aufgenommen worden. Der SPD-Kreisverband Anhalt-Bitterfeld hat am späten Dienstagabend einen entsprechenden Beschluss des Kreisvorstands bekanntgemacht. Damit ist Böhmermann nun Mitglied des Ortsvereins Köthen, der den Kölner bereits aufgenommen hatte, was aber nach der Bestätigung der Kölner SPD auch noch der des Kreisverbands bedurft hatte.
Satire hält die SPD aus
In einer Mitteilung wies der Kreisverbandsvorsitzende Ronald Mormann allerdings auch auf Bedenken von Sozialdemokraten gegen die Mitgliedschaft wegen früherer Äußerungen Böhmermanns über die SPD hin. "Aber Satire darf vieles, und das hält Deutschlands älteste Partei sehr wohl aus", sagte er. "Die deutsche Sozialdemokratie hat 156 Jahre lang dafür gekämpft, dass Menschen ihre Meinung frei sagen dürfen." Mormann fügte jedoch auch hinzu: "Aber wir sind eine Partei und keine Satireveranstaltung."
Böhmermanns Ersuchen, SPD-Mitglied zu werden, beschäftigt seit rund einem Monat die Partei. Er hatte eigentlich angekündigt, Parteichef werden zu wollen, seine Pläne dafür aber nicht rechtzeitig umsetzen können. Böhmermann bekräftigte aber seinen Plan, trotzdem Parteichef werden zu wollen. Wer tatsächlich SPD-Chef wird, ist noch unklar - ein vom 6. bis 8. Dezember in Berlin geplanter Parteitag soll über die neue Spitze entscheiden. Sieben Kandidatenduos reisen gerade quer durch die Bundesrepublik und erzählen, warum sie an die Spitze der SPD wollen. Ein Mitgliederentscheid soll folgen, und im Dezember soll ein Parteitag in Berlin die neue Spitze bestätigen.
Nun kommt Böhmermann von der Seitenlinie aufs Spielfeld - aus Spaß oder im Ernst? Und geht das überhaupt? Tatsächlich: Rein formal hätte Böhmermann tatsächlich die Chance auf eine Kandidatur. Er könnte mit Unterstützung von drei Ortsverbänden bis zu zwei Monate vor dem Parteitag seine Kandidatur erklären - das sieht das Organisationsstatut der Partei vor. Im Fall einer Initiativbewerbung geht es laut Geschäftsordnung sogar noch direkt auf dem Konvent im Dezember in Berlin. Dann ist allerdings die Unterstützung von 50 Delegierten aus fünf Bezirken nötig.
In der Partei rechnet man allerdings eher nicht damit, dass es tatsächlich dazu kommt.
Einen Trost gäbe es für Böhmermann: Auch in Sachsen-Anhalt wird für den Landesverband eine Doppelspitze per Mitgliedervotum bestimmt - Eintrittsstichtag ist der 1. Oktober.
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil begrüßte Böhmermann auf Twitter: "Herzlich willkommen in der SPD, lieber Genosse @janboehm", schrieb er. Und wies dann auf all die mühseligen Aufgaben für SPD-Mitglieder hin, die manche Böhmermann wohl nicht recht zutrauen.
Eigentlich hätte Böhmermann an seinem Wohnort Köln Mitglied werden müssen. Nachdem aus dem zuständigen Ortsverband aber ablehnende Stimmen laut geworden waren, fand sich die Köthener SPD zur Aufnahme bereit - die Sozialdemokraten der Rheinmetropole genehmigten dann die dafür erforderliche Ausnahme vom Wohnortprinzip.
Böhmermanns Sendung Neo Magazin Royale auf ZDF Neo wird ab Januar erst einmal zu Ende sein. An neuen Konzepten für das ZDF-Hauptprogramm wird gearbeitet. (sh/dpa)