Kriegsberichterstattung:
Jürgen Todenhöfer im Gaza: Wie viel PR verträgt ein Krieg?
Der Krieg zwischen Israelis und palästinensischen Arabern im Gaza ist auch eine Medienschlacht - aktuell befeuert vom Ex-Burda-Manager Jürgen Todenhöfer.
Deutsche Medien tun sich offensichtlich schwer damit, über den Krieg zwischen Israelis und palästinensischen Arabern im Gaza zu berichten. Eine gewisse Einseitigkeit in der Berichterstattung und in ihrer Sprache wird Sendern wie Tageszeitungen vorgeworfen, Analysen machen eine "Propaganda-Schlacht" aus. Iim Medienkrieg hätten die westlichen Berichterstatter schlechte Karten, meinen manche.
Sowohl die "Tagesschau" der ARD als auch das Team der "Süddeutschen Zeitung" haben - aus ihrer Sicht offenbar vorfomulierte und wiederkehrende - Kommentare am Wochenende aus ihren Auftritten im Social Web ausgesperrt.
Einig sind sich indes viele Beobachter, dass der ehemalige langjährige Burda-Vize-Chef Jürgen Todenhöfer den Konflikt im Nahen Osten für Eigen-PR nutzt. Seit einigen Tagen schon eckt der Bestsellerautor mit einem Facebook-Post nebst Foto von sich in Trümmern des Gaza-Streifens an. Blogger Moritz Hoffmann kann beispielsweise nach den Ausführungen des Ex-Verlagsmanagers nur resümieren: "Jürgen Todenhöfer ist kein ‚Medienmanager‘ oder ‚Publizist‘, er ist im Moment der begabteste Pressesprecher, den die Hamas je hatte."
Dank seines Promi-Status‘– gut 18 Jahre saß Todenhöfer auch für die CDU/CSU bis 1990 im Deutschen Bundestag – schaffte es seine Haltung ins "Morgenmagazin" der ARD. Mit so viel Reichweite für seine Sicht der Dinge mehrte sich auch der Protest im Web: Schnell machte die Runde, Jürgen Todenhöfer ziehe "– nicht zum ersten Mal – alle Register, die der moderne Antisemitismus zu bieten hat":
Jürgen Todenhöfer - der Demagoge des Mainstreams: http://t.co/oewMYMOeqa via @LizasWelt
— Michel Wyss (@wyss_m) 22. Juli 2014
Eine besonders interessante Antwort liefert nun der Auftritt der "Huffington Post", seit dem deutschen Start im vergangenen Sommer Partner des Ex-Todenhöfer-Brötchengebers Burda. Einen Offenen Brief Charlotte Knoblochs als Präsidentin der Israelitischen Kulturgemeinde München hat die mit Burda verbündete HuffPo am Montagabend platziert. Ungekürzt ist ihre Replik auf Todenhöfers Stimmungsmache gegen Israel via Facebook und TV dort zu lesen. Knoblochs Kommentar an den Publizisten: "Begeistert werden Ihre Aussagen und Beiträge bereits im Internet unter anderen auch von Rechtsextremen, Linksradikalen und natürlich Islamisten geliked und geteilt. Glückwunsch Herr Todenhöfer, Ihr Ego erhält einen angemessenen Resonanzboden, auf den Sie hoffentlich stolz sind." Die Frage steht im Raum: Wie viel Eigen-PR verträgt ein Krieg?
Inzwischen macht sich der Springer-Konzern stark gegen den aufkeimenden Antisemitismus - mit den beiden großen Print-Marken, "Welt" und "Bild". Den umstrittenen Beitrag zu Todenhöfer im ARD-Moma finden Sie übrigens hier.
Jürgen Todenhöfer hat zwei Mal Karriere gemacht: Für die CDU/CSU saß er von 1972 bis 1990 im Deutschen Bundestag, 22 Jahre lang war er Vize-Chef im Burda-Konzern, bis er sich 2008 zurückzog. Immer wieder hat er sich in Büchern gegen die Kriege in Afghanistan und im Irak ausgesprochen. Pünktlich zu seinem 70. Geburtstag erschien sein Buch "Teile dein Glück und du veränderst die Welt. Fundstücke einer abenteuerlichen Reise".