Rang drei im AGOF-Ranking:
Interview: Dirk Ströers Online-Vermarkter auf dem Weg an die Spitze
Dirk Ströer gibt sein Online-Vermarktergeschäft an die Ströer Media AG ab. Im W&V-Interview erklärt der Sohn des Firmengründers und Aufsichtsrat von Ströer Media, wie es nun mit den Digitalvermarktern weitergeht.
Dirk Ströer gibt sein Online-Vermarktergeschäft an die Ströer Media AG ab. Im W&V-Interview erklärt der Sohn des Firmengründers und Aufsichtsrat von Ströer Media, wie es nun mit den Digitalgeschäft weitergeht. Ströers Online-Vermarkter werden nach den Zukäufen im neuen AGOF-Ranking mit rund 30 Millionen Unique Usern auf Rang drei liegen. In der Vergangenheit hatte Ströer das langfristige Ziel proklamiert, größter Online-Vermarkter zu werden. Unter den konzernunabhängigen Playern hat er das geschafft. Zuletzt lagen Ströer Interactive auf Rang 9 und Business Ad auf Platz 24 des Reichweiten-Rankings.
Dirk Ströer gibt nun formal die digitalen Werbegeschäfte an die Ströer Media AG ab. Nachdem alle juristischen Hürden, darunter die Erlaubnis der Kartellbehörden, genommen sind, liegt die Verantwortung künftig in den Händen von Christian Schmalzl, Chief Operating Officer der Ströer-Gruppe.
Herr Ströer, Sie haben immer darauf Wert gelegt, größter konzernunabhängiger Vermarkter zu sein und perspektivisch größter deutscher Vermarkter zu werden. Ist die Reichweite in der Vermarktung entscheidend?
Die Gesamtreichweite ist sicherlich ein Thema, aber auch die absolute Umsatzgröße wird immer wichtiger. In allen anderen relevanten Medien wie Out-of-Home, TV und Radio gibt es jeweils zwei starke Vermarkter. Diese Entwicklung wird sich auch irgendwann auf die Online-Branche übertragen.
Über die Media Ventures haben Sie mehrere Vermarkter gekauft, kommen weitere hinzu?
Wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann sicherlich.
Sie hatten vor dem Zukauf von Adscale und Free X Media aktiv nach Kandidaten für einen Zukauf Ausschau gehalten - oder kam das erst nach der Entscheidung, die Online-Vermarkter an die Ströer Media AG zu verkaufen?
Ja, wir haben in der Vergangenheit die Augen offen gehalten und halten auch weiter Ausschau – wir sind, wie gesagt, immer an weiteren Zukäufen interessiert.
Was hat den Ausschlag für Free X Media gegeben?
Der Vermarkter von Freenet passte hervorragend zu Ströer Interactive, weil sich das Portfolio ergänzt. Beide Unternehmen hatten unterschiedliche Vermarktungsschwerpunkte. Die Kultur beider Unternehmen passt jedoch sehr gut zusammen, da beide Unternehmen sehr unternehmerisch geführt wurden.
Den Vermarkter Ad 2 Net hatte Media Ventures 2008 übernommen. Welche Erfahrungen hatten Sie mit der Übernahme gemacht?
Die Integration von Ad 2 Net lief reibungslos, die Erfahrungen waren positiv und helfen uns jetzt beim Zusammenschluss der drei Vermarkter Ströer Interactive, Business AD und Free X Media sowie dem Marktplatz Adscale.
Sowohl Ströer Interactive als auch Free X Media haben ihren Sitz in Hamburg. Werden Räume aufgegeben und die Mannschaften zusammengeführt? Steht ein Umzug nach Köln an?
Die beiden Mannschaften werden am Standort der Ströer Interactive in Hamburg bleiben, seit Anfang April haben beide Firmen dort ihren Sitz unter einem Dach, unter der Leitung des alten Free-X-Media-Chefs Andreas Engenhardt und Dirk Stader, des früheren Geschäftsführers von Ströer Interactive.
Welche Rolle spielt der Online-Marktplatz Adscale in dem neuen Konstrukt?
Die Münchner Firma wird unter ihrem Chef Matthias Pantke auch weiterhin unabhängig als Marktplatz agieren. Daneben wird sie eine wichtige Rolle als Techniklieferant für die Gruppe spielen. Ein zentrales Thema ist hierbei der Ausbau der Real-Time-Bidding-Mechanik.
Online-Vermarktungsspezialisten sind gefragtes Personal, trotzdem wird die Mannschaft leicht reduziert. Wie viele Mitarbeiter hat dann die Digitalvermarktung?
In den gemeinsamen Unternehmen sind rund 100 Mitarbeitern in Hamburg, Düsseldorf und München beschäftigt. (Interview: Kay Städele)
Im börsennotierten Außenwerbekonzern Ströer Media lief das Geschäft im vergangenen Jahr nicht besonders gut. Der Konzernumsatz im Vorjahr sank um 2,9 Prozent auf 560,6 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) der AG ging von 132,3 Millionen Euro auf 107,0 Millionen Euro deutlich zurück. Unterm Strich ergab sich ein kleines Minus von 1,8 Millionen Euro. Nicht zuletzt wegen des bescheidenen Jahres expandiert der Ströer-Konzern in Richtung Digital.
Hierfür verkaufte Dirk Ströers Media Ventures nicht nur den Online-Vermarkter Ströer Interactive und Business AD. Zum Paket gehören ebenfalls der hinzugekaufte Vermarkter Free X Media (von Freenet/W&V Online berichtete) und der Marktplatz Adscale (von den Investoren, darunter European Founders Fund, Holtzbrinck Ventures) - beide kurz vor Jahresende 2012 akquiriert. Die jeweiligen Kaufpreise für die Firmen wurden nicht veröffentlicht. Die Umsätze von Free X Media für 2011 lagen bei 25,3 Millionen Euro, das Handelsvolumen von Adscale bei 22,5 Millionen Euro. Business Ad kam 2011 auf 8 Millionen Euro und Ströer Interactive auf 25,1 Millionen Euro. Der neu geschaffene Bereich Ströer Digital Group steht nun neben den Segmenten Ströer Deutschland, Ströer Türkei und Ströer Sonstige (Polen und Blowup).
Dirk Ströer hatte seinen Vermarkter Ströer Interactive im Jahr 2001 als Orangemedia gegründet und komplett unabhängig vom Plakatgeschäft seines Vaters geführt. Später erfolgte eine Beteiligung an Business Ad, 2008 wurde der Konkurrent Ad 2 Net gekauft. Die Venture-Firma mit ihren diversen Beteiligungen (u.a. das Reiseportal weg.de, der Automarkt pkw.de und der Fashionshop dockersshop.com) gehört Dirk Ströer (51 Prozent) und Ströer-CEO Udo Müller. Zusammen halten sie auch eine Mehrheit von knapp über 50 Prozent an der Ströer Media AG. Als größte Verkäufe von Media Ventures gelten der des Singleportals neu.de (an meetic), die Anteilsverkäufe am Targeting-Dienstleister Nugg.ad (an die Deutsche Post) sowie am Sportportal Spox.com (seinerzeit an die Cresces Gruppe). Der bilanzierte Gesamtumsatz der Firmen betrug 2011 98 Millionen Euro. (lp)