
Wahlkampf:
Ikea-Wahlkampf in Lübeck: Die SPD als Kreativagentur
Wenn man Inhalte und Personen besonders authentisch und aufmerksamkeitsstark vermitteln will, braucht man eine sehr gute Agentur - oder die SPD Lübeck. Eine Kampagne aus der Buddenbrook-Liga.

Foto: SPD Lübeck
Kommunalwahl in Lübeck, das klingt für Marketer erst mal wie Landesgartenschau in Bad Schwalbach. Aber die Kampagne der örtlichen SPD ist Kreation der Extraklasse. Ein 56-seitiges Digitalmagazin stellt die Kandidaten im Stil eines Ikea-Katalogs vor - in ihren Privatwohnungen und mit einer Fülle von Informationen, die in der handelsüblichen Fußgängerzonen-Flyer-Variante gerne überlesen und im nächsten Papierkorb landen.
Man würde gerne eine Agentur für die ebenso aufmerksamkeitsstarke wie informative Kampagne loben. Aber es gibt keine. Laut SPD-Kreisvorstandsmitglied Lars Schalnat - er ist auf Seite 17 selber zu sehen - wurde das Projekt von engagierten Freizeit-Designern entwickelt und umgesetzt. Der einzige professionelle Kreative, der mitgemacht hat, ist der Lübecker Fotograf Thomas Berg.
Die Wahl zur Lübecker Bürgerschaft (das Kommunalparlament heißt dort noch so wie bei den Buddenbrooks) findet am 6. Mai statt. Bis dahin will die SPD auch noch eine gedruckte Version ihres Ikea-Katalogs veröffentlichen.
Hier gibt's das komplette PDF zum Durchblättern
Update:
2016 hat die Podemos-Bewegung in Spanien in ähnlichem Stil geworben (Danke für den Hinweis auf Facebook, Clemens Welslau). In Lübeck wirkt die Kampagne trotzdem stimmiger und authentischer. Einerseits, weil die Verbindung zu Skandinavien Teil der Lübecker Geschichte und Identität ist. Andererseits, weil hier keine fernen Politiker gezeigt werden, sondern Kandidaten aus der eigenen Nachbarschaft.