Streams ohne Zuschauer und leere Hallen 

Auf der anderen Seite habe es aber auch "einige Nachfragen" gegeben, räumte Müller im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur ein. "Die Frage, wie wir die Konferenz vernetzen und sichtbar machen können, nehmen wir auch nochmal mit." Per Streaming übertragene Gesprächsforen wurden mitunter nur von einem Dutzend Zuschauern verfolgt. In den Messehallen herrschte nach Einschätzung eines namhaften Unternehmens der Branche zeitweise "tote Hose". Müller sagte, vielleicht würden bei der nächsten IAA 2023 die Fahrrad- und E-Bike-Hersteller mit in die Hallen der Autobranche eingebunden: "Da mischen sich ja auch die Zulieferer, so dass man das vor Ort noch einmal ein bisschen besser machen kann. Das Grundkonzept wurde aber nicht infrage gestellt."  

Mehrere große Autokonzerne wie Toyota, General Motors oder die Opel-Mutter Stellantis waren nicht zur IAA dabei. Müller verwies auf die Corona-Beschränkungen und zeigte sich optimistisch, dass viele internationale Aussteller bei der nächsten IAA an Bord seien. 

Sehr kritisch äußerte sich dagegen der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. Ohne ein völlig anderes Konzept "war das die letzte IAA", sagte er. Zulieferer hätten ihre Innovationen viel mehr Autobauern vor Ort zeigen wollen, und die Veranstaltungsflächen in der Stadt seien eher Anziehungspunkte für Rentner auf der Suche nach Abwechslung.  

Demonstrationen und Proteste 

Unterdessen kam es rund um die IAA wiederholt zu Protesten gegen die Messe und die Autoindustrie. Am Samstag erreichten die Demonstrationen einen zahlenmäßigen Höhepunkt. Die Polizei sprach von zusammen etwa 14 500 Teilnehmern einer Fahrrad-Sternfahrt und einem Demonstrationszug zur Theresienwiese, die Veranstalter von rund 25 000. Erneut kam es dabei zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei. Insgesamt blieb das Wochenende aber ruhiger als der Freitag, an dem es zahlreiche Blockadeaktionen gegeben hatte.

Insbesondere die Sternfahrt sei friedlich und störungsfrei verlaufen, hieß es von der Polizei. Bei der Demonstration am Samstag kam es allerdings an zwei von Aktivisten besetzten Bäumen zu einer Konfrontation, bei der auch Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt wurden. Die Polizei begründete dies damit, bedrängt worden zu sein. Aktivisten kritisierten den Einsatz. Zu Sternfahrt und Demonstration hatte ein Bündnis eingeladen, zu dem unter anderem der ADFC, Attac, der BUND, die Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace und der Verkehrsclub Deutschland gehören. Sie forderten "eine klare Abkehr von der autodominierten Verkehrspolitik und Vorrang für den Fuß-, Rad- und Nahverkehr." 

Blockade von Autobahnen  

Die IAA wurde seit ihrem Start von Protesten begleitet. Bereits am Eröffnungstag wurden mehrere Autobahnen rund um München blockiert. Aktivisten werfen der Messe vor, eine „Greenwashing-Veranstaltung“ zu sein, also lediglich einen ökologischen Eindruck erwecken zu wollen. Zudem kündigten sie an, ähnliche Veranstaltungen stören zu wollen.

Unterdessen entbrannte eine Debatte über den Polizeieinsatz und die Protestaktionen. Aktivisten warfen der Polizei vor, unnötig Gewalt eingesetzt zu haben und sprachen von zahlreichen Verletzten auf ihrer Seite. Zudem kritisierten sie eine "systematische Beschränkung von Freiheitsgrundrechten". Die Grünen im bayerischen Landtag forderten, den Einsatz umfassend aufzuarbeiten. Mehrere Politiker der Partei hatten die Demonstrationen als "parlamentarische Beobachter" begleitet und sich kritisch über den Einsatz von Gewalt durch die Polizei geäußert.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann lobte dagegen das Einsatzkonzept: Es habe sich "hervorragend bewährt". Die Polizei sei konsequent eingeschritten und habe ein Zeichen gesetzt, "dass wir hier in Bayern keine rechtsfreien Räume dulden", sagte der CSU-Politiker. Ausschreitungen unter dem Deckmantel der Versammlungsfreiheit würden nicht toleriert. Bis zum Sonntagvormittag verzeichnete das Innenministerium 87 Fest- oder Ingewahrsamnahmen. Insgesamt seien 144 Strafanzeigen gestellt worden, 16 weitere wegen Ordnungswidrigkeiten.

Auch Unionskanzlerkandidat Armin Laschet meldete sich zu den Protesten zur Wort. Auf dem CSU-Parteitag am Samstag in Nürnberg sagte er: "Das ist die grünste IAA, die es je gegeben hat." Noch nie sei so viel von Klimaneutralität, Nachhaltigkeit und Umweltschutz die Rede gewesen. "Dass man dagegen noch demonstriert, Straßen blockiert und den Kampf gegen diese Industrie führt, zeigt: Manchen geht es nicht um Umweltschutz, sondern um Systemveränderung." (dpa/st)


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Autor: W&V Redaktion

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