CEO Mark Langer im Interview:
Hugo Boss baut eigene Redaktion auf
Beim Modekonzern Boss wird kräftig digitalisiert. CEO Mark Langer muss aufholen, was frühere Manager versäumt haben.
Wenn Hugo Boss auf Modetrends so langsam reagieren würde wie auf die Digitalisierung, wäre die Marke wahrscheinlich ein Fall für Ü80-Kunden. Den Mobile-Boom etwa hat das Unternehmen lange Zeit verschlafen. Noch im Herbst 2016 orientierte sich der Boss-Auftritt nur an stationären Endgeräten. "Auf Smartphones und Tablets bauten sich die Seiten viel zu langsam auf", räumt Vorstandschef Mark Langer im Interview mit der "Wirtschaftswoche" ein. Höchste Zeit für Innovationen.
Die Digitalauftritte seien schon verbessert worden, so Langer. Jetzt werde man in klassische Bannerwerbung, Multichannel-Vertrieb und Suchmaschinenmarketing investieren. Boss baut außerdem eine eigene Online-Redaktion auf und setzt verstärkt auf Influencer. Im Februar warben bereits die Instagram-Zwillinge Lisa und Lena. "Ihre Pullis mit dem Hugo-Schriftzug waren schnell vergriffen", freut sich Langer im "Wiwo"-Interview.
Die Digitalwende bei Boss kam mit dem Wechsel an der Führungsspitze: Vor ziemlich genau einem Jahr löste der damalige Finanzvorstand Langer CEO Claus-Dietrich Lahrs ab. Lahrs hatte Boss zu einseitig als Luxusmarke positionieren wollen. "Damit haben wir Kunden verloren, die günstiger kaufen wollen", sagt Langer.
Kurz nach Lahrs verließ auch Markenvorstand Christoph Auhagen das Unternehmen. Seinen Posten übernahm der frühere Hilfiger-Manager Ingo Wilts. Im gleichen Jahr zog mit Chief Sales Officer Bernd Hake ein weiter neuer Mann in den Boss-Vorstand ein.
Die Digitaloffensive von Hugo Boss dürfte auf Kosten der klassischen Werbeträger gehen: Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass das Unternehmen 50 Millionen Euro einsparen will - auch im Marketing.