
Edeka und Kaiser's Tengelmann:
Heiratsantrag per Anzeige: Rewe Group wirbt um Kaiser's Tengelmann
Rewe-Chef Alain Caparros bietet sich in einer Tageszeitungsanzeige Kaiser's Tengelmann als Käufer an. Die Rewe Group will unbedingt den Edeka-Deal verhindern.
Rewe-Chef Alain Caparros hatte bereits vor einige Monaten angekündigt, dass er die drohende Markenhochzeit von Edeka und Kaiser's Tengelmann unbedingt verhindern will. Der Manager werde "alles probieren - mit fairen Methoden und nur legal", sagte er. Viele dieser Bemühungen finden hinter den Kulissen statt und sind für den Normalbürger nicht sichtbar. Jetzt greift Caparros zusammen mit Rewe-Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Andreas Ratzmann zu einem ziemlich öffentlichen Mittel: Anzeigen in Tageszeitungen. In Titeln wie "Bild" oder der "Süddeutschen Zeitung" erschien heute ein Appell an die "lieben Freunde des Handels".
Die Vorstände der Rewe Group und die Arbeitnehmervertreter wollen "die Öffentlichkeit über die Perspektiven von Kaiser's Tengelmann nach einer möglichen Übernahme durch Rewe informieren". Die Botschaft: Konkurrent Edeka gebe sich als einziger potenzieller Käufer und Arbeitsplatzsicherer aus. Die Rewe Group stellt sich in der Anzeige als die sozialverträglichere Alternative dar. Die Verfasser wenden sich in dem Text unter anderem direkt an Karl-Erivan Haub von Kaiser's Tengelmann, der mit den Kölnern verhandeln soll. Die Rewe Gruppe verspricht: Sie sichert die Arbeitsplätze.
Edeka und Kaiser's Tengelmann hoffen auf Hilfe von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Nachdem das Bundeskartellamt die Traumhochzeit der Supermärkte abgeschmettert hat, soll er es jetzt richten. Beide Parteien haben eine Ministererlaubnis beantragt.
Der Text von Rewe ist auf einer Website und auch hier nachzulesen:
"Liebe Freunde des Handels,
in den kommenden Wochen fällt eine sehr wichtige Entscheidung für den Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland. Es geht um die Frage, ob EDEKA eine Ministererlaubnis für die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann erhält. EDEKA ist bereits heute der mit weitem Abstand größte Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland. Durch eine Übernahme von Kaiser’s Tengelmann würde die Macht des Marktführers EDEKA weiter wachsen – zulasten des Wettbewerbs im Lebensmitteleinzelhandel und damit letztlich zulasten der Kunden und Lieferanten. Das Bundeskartellamt hatte deshalb die Fusion untersagt.
Nun versuchen die Verantwortlichen bei EDEKA und Kaiser’s Tengelmann, eine Ministererlaubnis für die Fusion zu erwirken. Sie tun dies mit der immer wieder wiederholten Behauptung, nur die Übernahme durch EDEKA könne die Arbeitsplätze bei Kaiser’s Tengelmann sichern; eine Alternative dazu gebe es nicht.
Wir finden: Es muss endlich Schluss sein mit diesem falschen Spiel auf dem Rücken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kaiser’s Tengelmann! Denn es gibt für Kaiser’s Tengelmann sehr wohl und sogar bessere Alternativen zur Übernahme durch EDEKA. Das Argument der Arbeitsplatzsicherung ist auch nur vorgeschoben. Denn laut der Untersagungsentscheidung des Bundeskartellamts vereinbarten EDEKA und Kaiser’s Tengelmann sogar den Abbau von tausenden Arbeitsplätzen bei Kaiser’s Tengelmann noch vor Abschluss der Übernahme – wodurch der Kaufpreis dann noch steigen sollte. Dieses Verhalten der Entscheider beider Unternehmen sorgt für erhebliche Unsicherheit bei den Beschäftigten von Kaiser’s Tengelmann. Das haben sie dem Eigentümer von Kaiser’s Tengelmann, Karl-Erivan Haub, in einem offenen Brief mitgeteilt.
Auch die jüngsten Ankündigungen von EDEKA, angeblich alle Arbeitsplätze zu erhalten, sind schwammig und fragwürdig: Weder Art noch Qualität der künftigen Arbeitsplätze werden offengelegt, noch werden Tarifvertragsbindung und Betriebsratsstrukturen für alle diese Arbeitsplätze zugesagt!
Damit nicht länger so getan wird, als gäbe es keine alternativen – oder sogar besseren – Lösungsansätze für die Zukunft von Kaiser’s Tengelmann, haben wir uns dazu entschlossen, offen und unmissverständlich klarzustellen:
1. Die REWE Group hat schon im Sommer 2014 und danach mehrfach öffentlich ihre Bereitschaft erklärt, Kaiser’s Tengelmann vollständig zu übernehmen.
2. Eine vollständige Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch die REWE Group ist kartellrechtlich machbar. Renommierte Juristen wie der frühere Vorsitzende der Monopolkommission Prof. Dr. Wernhard Möschel sehen in der Möglichkeit einer Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch die REWE Group sogar eine "weitere Stärkung des Wettbewerbs im deutschen Lebensmittelhandel".
Wir haben in den vergangenen Monaten – zuvorderst gegenüber dem Eigentümer von Kaiser’s Tengelmann, Karl-Erivan Haub – immer wieder betont, dass wir weiterhin für eine Übernahme bereitstehen. Und wir bieten die weitaus bessere Perspektive für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kaiser’s Tengelmann, indem wir auch hier noch einmal zusichern, was EDEKA bis heute nicht ansatzweise so umfassend, transparent und nachvollziehbar garantiert hat:
- Die Sicherung aller Arbeitsplätze – auch in der Logistik, den Lagern und der Verwaltung
- Tarifbindung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
- Flächendeckende Mitbestimmung durch Betriebsräte
- Keine einzige Marktprivatisierung und keine Umstellung auf Discount mit dadurch verbundenem Arbeitsplatzabbau
Jetzt ist der Eigentümer von Kaiser’s Tengelmann, Karl-Erivan Haub, am Zug.
Sehr geehrter Herr Haub,
Sie wissen seit langer Zeit, wir stehen jederzeit und ohne weitere Verzögerung zum Gespräch mit Ihnen bereit, um für die Zukunft von Kaiser’s Tengelmann und seinen Beschäftigten rasch die beste Lösung zu finden. Dafür ist es nie zu spät!
Stehen Sie zu Ihrer unternehmerischen Verantwortung und zur Tradition Ihrer Familie, alle Alternativen zu prüfen und dabei immer das Wohl Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick zu haben. Lassen Sie nicht noch mehr Zeit ins Land gehen, schüren Sie nicht noch mehr Unsicherheit bei Ihren Beschäftigten und belasten Sie nicht noch mehr Gerichte und Institutionen langwierig mit der Frage nach der Zukunft von Kaiser’s Tengelmann!
Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass der Handel weiterhin für das steht, was uns seit jeher ausmacht: für einen funktionierenden Wettbewerb, für gelebte Verantwortung und für eine sichere Zukunft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter."