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Heimat verkauft und steigt bei TBWA Düsseldorf ein
Der Verkauf ist abgeschlossen: TBWA Deutschland übernimmt 70 Prozent der Berliner Agentur Heimat. Die wiederum steigt mit 30 Prozent bei TBWA Düsseldorf ein. TBWA-Chef Sven Becker wird das Network verlassen.
Nun ist es unter Dach und Fach: Am vergangenen Donnerstag (22.5.) sind die Unterschriften unter einen Deal gesetzt worden, der die inhabergeführte Agentur Heimat 15 Jahre nach ihrer Gründung zu einem Teil des Omnicom-Netzwerks TBWA macht. TBWA Deutschland übernimmt 70 Prozent an Heimat. Die Berliner Heimat-Gründer Matthias von Bechtolsheim, Guido Heffels und Andreas Mengele beteiligen sich im Gegenzug mit einer Sperrminorität von 30 Prozent an TBWA Düsseldorf. Dazu gehören auch deren deutsche Ableger des Medienproduktionsnetworks E-Graphics. Der Kaufpreis bleibt geheim.
Von Bechtolsheim wird Chairman der neu gegründeten Steuerungseinheit Operating Group Germany. Diesem Gremium gehören neben TBWA Düsseldorf alle Geschäftsführer der deutschen Spezialagenturen der TBWA-Holding an wie Integer, Do it, DAN oder RTS Rieger Team. Nicht mehr an Bord ist der bisherige Deutschland-Chef der Agentur Sven Becker. "Wir haben ihm ein Angebot innerhalb der Gruppe gemacht", sagt Perry Valkenburg, President Europe und COO International. Zudem gäbe es zwei größere internationale Projekte, in die Becker noch involviert sei.
Mit Bechtolsheim und seinen Partnern Guido Heffels (Kreation) und Andreas Mengele (Strategie) steuert das Heimat-Trio künftig zusätzlich zu den 230 Heimat-Mitarbeitern auch die Geschicke der TBWA Düsseldorf (Kunden: Henkel, Nissan, Teekanne) und das auf Healthcare-Kommunikation spezialisierte Hamburger Büro von TBWA sowie die Beratung Disruption Consultancy - ingesamt rund 150 Mitarbeiter.
Mit dem Erwerb der Sperrminorität an TBWA sichert sich Heimat eine entscheidende Mitbestimmung für die Zukunft. Bechtolsheim: "So stellen wir sicher, dass der Fortbestand unserer Agentur gewährleistet wird." Bechtolsheim berichtet direkt an Perry Valkenburg.
Die Heimat-Gründer, die fast in jedem Jahr seit ihrer Gründung zweistellig gewachsen sind, sehen mit dem jungen Network TBWA die Möglichkeit, international neue Kraft zu entfalten. 50 Prozent der Kunden (Siemens, Mini, Pattex, Fanta) betreut Heimat bereits jetzt international oder wie Hornbach europaweit in neun Ländern. Für den Kunden Swisscom wird demnächst Heimat Zürich gegründet. Weitere internationale Standorte sollen folgen. An anderen Standorten kann es Sinn machen, auf die bereits vorhandenen TBWA-Agenturen vor Ort zurückzugreifen.
Die Heimat-Gründer sind überzeugt, dass sie nicht in zukünftigen Berichtsorgien kreativ erstickt werden, sondern ihren kreativen Glanz auch innerhalb des Networks voll entfalten und auch der stabilen TBWA Deutschland neue Impulse geben können. "Wir wollen inspirieren, nicht reingrätschen", sagen die Heimat-Gründer, die sich bewusst nicht für Omnicom-Anteile sondern für solche von TBWA Düsseldorf entschieden haben. Sie glauben, dass die Kultur im TBWA-Network passt. TBWA stellt in der Regel keine Agenturmanager, sondern Unternehmer ein, die selbst Agenturmarken aufgebaut haben. So war beispielsweise Europachef Valkenburg mit Campaign Company in Holland selbst Agenturgründer, bevor er zu TBWA stieß. Auch TBWA-CFO Peter Kopecky sei "ein Möglichmacher, kein Verhinderer."
Die Heimat-Gründer sind überzeugt, mit ihrer Kultur des Regelbruchs gut zur Disruption-Philosophie von TBWA zu passen. Und geben sich ausgesprochen optimistisch. Bechtolsheim: "In der heutigen Struktur wird Heimat in zehn Jahren eine bedeutendere Rolle spielen als jede andere inhabergeführte Agentur in Deutschland." 2013 erzielte Heimat einen Honorarumsatz in Höhe von 24 Millionen Euro und einen Gewinn von 3,7 Millionen Euro. Auch künftig will die Agentur zweistellig zulegen – mit dem selben qualitativen Anspruch wie bisher als inhabergeführtes Haus.