Zeitungsvermarktung:
Heiko Genzlinger wird Lotus-Chef
Der Zeitungsvermarkter "Projekt Lotus" wird zur Score Media Group. Mit dem ehemaligen Yahoo-Manager Heiko Genzlinger kommt ein Digitalexperte als Geschäftsführer.
Schon eine ganze Weile sucht der im Entstehen begriffene Zeitungsvermarkter "Projekt Lotus" nach einer Führungsspitze. Viele Namen waren durch die Besetzungsarena gekullert. Nun steht fest: Noch im März kommt der ehemalige Yahoo-Manager Heiko Genzlinger als Geschäftsführer an Bord. Der Zeitungsvermarkter legt dann auch seinen Arbeitstitel "Projekt Lotus" ab und heißt in Zukunft Score Media Group.
Mit Genzlinger holen sich die Regionalzeitungen einen ausgewiesenen Digitalexperten für die nationale Vermarktung ihrer Angebote. Genzlinger war zuletzt CEO des Mobile-Vermarkters Trademob und zuvor unter anderem Saleschef bei der Web.de AG.
Auf den 47-Jährigen kommt eine Herkulesaufgabe zu. Er muss aus den bisherigen Zeitungsallianzen Nielsen Ballungsraum Zeitungen (NBRZ) und Medienhaus Deutschland (MHD) ein neues nationales Zeitungsangebot stricken. Er muss eine neue Verkaufsstruktur erstellen, die möglicherweise die bisherigen Verlagsvertretungen ersetzt oder teilintegriert. Dabei muss er die verschiedenen Einzelinteressen der beteiligten Verlagsgruppen unter einen Hut bringen.
Gelingt das, würde der Werbeeinkauf von Tageszeitungen deutlich bequemer für (Handels-)Kunden: Statt hunderte Gespräche mit einzelnen Verlagen führen zu müssen, hätten Kunden für alle Regionen nur noch einen einzigen Ansprechpartner. Die Verlage müssten ihren nationalen Key Account an den neuen Vermarkter abgeben, was vielen schwerfällt.
"Unser Ziel ist es, den regionalen Verlagen mit der Score Media Group eine gewichtige Stimme im nationalen Werbemarkt zu verleihen. Hierzu bringen wir maximale Reichweite mit regionaler Aussteuerbarkeit und starken, etablierten Zeitungsmarken zusammen", sagt Genzlinger, der darin eine "einmalige Chance sieht, den deutschsprachigen Werbemarkt nachhaltig zu verändern."
Zuletzt hatte es eher danach ausgesehen, als käme das Vermarktungsprojekt gar nicht mehr zustande. Seit der Unterzeichnung des LOI im vergangenen Herbst ist noch kein bindender Gesellschaftervertrag unterschrieben worden.
Im Gegenteil: Zuletzt hatte Wettbewerber - Springers Vermarkter Media Impact - versucht, einen Keil in das Projekt zu treiben. MI hatte begonnen, über 20 regionale Verlage zu umwerben. Die sogenannten Reichweitenverlage zwischen Osnabrück bis Nürnberg zählen zwar nicht zu den 11 Kerngesellschaftern von Score Media Group. Sie werden von dem Kernteam der großen Verlage, darunter Madsack, Du Mont, Verlagsgruppe Pressedruck, SWMH, Ippen und andere jedoch dringend gebraucht, um tatsächlich ein flächendeckendes Zeitungsangebot zustandezubringen, das in der Lage wäre, auch Springers "Bild" Konkurrenz zu machen.
Genzlinger muss die Score Media Group nun so aufstellen, dass sie das schafft und das Versprechen einlöst, tatsächlich ein "Crossmedia-Vermarkter" zu sein. Nachteilig dürfte sich dabei auswirken, dass das digitale Inventar der Tageszeitungen - OMS - unter das Dach des Digitalvermarkters Ströer geschlüpft ist und man für jeden einzelnen Crossmedia-Case die Kooperation suchen muss.