
Heftkritik "Season": Tiefe auf den zweiten Blick
"Season" heißt also tatsächlich "Season" und liegt seit heute am Kiosk. Ob das Magazin das Versprechen hält, alles zu liefern, was die Leserin in den nächsten zwei Monaten braucht? W&V-Redakteurin Julia Kloft, vom Alter her am unteren Ende der Zielgruppe, hat schon einmal durchgeblättert.
Es heißt also tatsächlich "Season". Bis zuletzt hatte Gruner + Jahr ein Geheimnis darum gemacht, ob es sich bei dem Namen des neuen Frauenmagazins von Markus Schönmann und Bettina Wündrich um mehr als den Arbeitstitel handelt. Für den Schnupperpreis von zwei Euro startet das Heft heute am Kiosk - später soll er auf 3,50 Euro steigen. Die Leserin von "Season" ist zwischen 29 und 49 Jahren, "hat wenig Zeit und konzentriert sich deshalb gern auf das Wesentliche, kauft sehr bewusst ein und trifft bewusste Entscheidungen" - mit dieser Zielgruppe kann die Autorin sich durchaus identifizieren.
Mit dem Cover allerdings weniger. Auf den Claim "Ganz einfach. Mein Leben" haben die Macher nun doch verzichtet. Stattdessen prankt in fast ebenso großen Lettern wie denen des Logos das Schwerpunktthema "Machen Sie Ihr Leben bunter!" auf dem Titel. Dass die Zeitschrift Ordnung in das Chaos des Informations-Overkills bringen will, lässt nun vor allem das aufgeräumte Layout der Titelseite erahnen. Ein Raster voller Symbole für die kommende Saison: Tulpen, Fahrrad, (Oster-)Hase – nicht sonderlich einfallsreich. Dennoch verspricht der Titel, auf seinen 220 Seiten alles zu liefern, was die Leserin in den nächsten zwei Monaten brauche. Also dann.
Zunächst erweckt das Heft den Eindruck, alles, was ich brauche heißt: alles, was ich kaufen soll. In der Start-Rubrik „schön zu haben“ blättert man sich durch zahlreiche Produkte (die man alle über season.de bestellen kann), Beautytrends und ein paar Rezepte. Hier hat die Anzeigenabteilung ganze Arbeit geleistet – der redaktionelle Teil umfasst keine einzige Doppelseite.
Im umfangreichsten Hefttteil „In Season“ sind die gängigen Frauenressorts untergebracht: Mode, Beauty, Gesundheit, Kochen, Wohnen, Job, Geld und Reise. Nur Liebe und Sex überlässt "Season" lieber "Cosmopolitan" und Co. Eine Menge Stoff, alles nett, vieles schon gesehen. Themen wie Ausmisten, Heuschnupfen oder Reiseziele für den Resturlaub unterstreichen den saisonalen Bezug.
Das Stück über Väter in Elternzeit ist lesenswert, wenngleich das Thema nicht sonderlich innovativ ist. Positiv fällt ein Artikel über Öko-Jeans auf. Nachhaltigkeit soll in "Season" eine größere Rolle spielen - den Bezug zu den Umwelt-Themen unterstreicht die Zeitschrift übrigens auch mit der Beschaffenheit des Papiers. Der Titel ist im wahrsten Sinne des Wortes das Gegenteil von einem Hochglanzmagazin. Ansonsten: umweltschonende Kühlschränke, mehrere Naturkosmetikprodukte im Beautyressort, ein Artikel übers Fahrradfahren inklusive Kauftipps.
Der beste weil tiefgründigste und nachdenklichste Teil trägt den Namen Menschen und besteht leider nur aus vier Lesestücken. Darunter: ein Erfahrungsbericht über Lebensmittelunverträglichkeit und was der Verzicht bei der Autorin bewirkt hat und ein Psychhologie-Stück, das für den freundlicheren Umgang mit einem selbst plädiert. Als Zweimonatsheft könnte „Season“ noch etwas mehr davon vertragen.
Auf den ersten Blick wirkt „Season“ wie eines dieser typischen Frauenblätter, die das Frau sein auf schöne Kleidung, Kosmetik und Dekorieren reduzieren – klar, einen Job hat die Leserin auch, weshalb das Kochen nicht viel Zeit kosten darf. Dennoch: Der Anschein von Oberflächlichkeit, den vor allem das Cover vermittelt, wird dem Magazin nicht gerecht. Denn neben zahlreichen Bits and Pieces, die das Leben leichter machen sollen, hat „Season“ einige wirklich interessante Artikel zu bieten. Die müssen es nur noch auf die Titelseite schaffen.