Preisträger Böhmermann:
Grimme ehrt RTL und einen Stinkefinger
Gleich drei Grimme-Preise gehen 2016 an die RTL-Familie. Alles in allem dominiert die Serie - und Böhmermanns "Varoufake" schreibt in Marl Geschichte.
Beim sonst stärker öffentlich-rechtlich orientierten Grimme-Preis sind in diesem Jahr die privaten Programmanbieter ungewöhnlich stark vertreten. RTL gewinnt eine der renommierten TV-Auszeichnungen für die Spionageproduktion "Deutschland 83", die beim Zuschauer nur mäßig angekommen ist.
In der neu geschaffenen Kategorie Kinder & Jugend setzt sich der "Club der roten Bänder" der RTL-Schwester Vox durch. Hinzu kommt die fürs Internet produzierte Sendereihe ”Marhaba - Ankommen in Deutschland“ des RTL-Nachrichtensenders n-tv. "Ein starkes Jahr für die Privaten" heißt es in der Mitteilung des Grimme-Instituts vom Mittwoch zu den Gewinnern, zu denen auch die Mysteryserie "Weinberg" des Abo-Kanals TNT Serie zählt. Überhaupt: Die Jury spricht von einem starken Serien-Jahr.
Und: Grimme adelt erstmals einen Stinkefinger. ZDF-Satiriker Jan Böhmermann und sein Team bekommen den Grimme-Spezialpreis für seine Satire "Varoufake" im "Neo Magazin Royale". Entsprechend bedankt er sich im Social Web für seinen Grimme-Preis 2016:
#grimmepreis #varoufake @neomagazin pic.twitter.com/xzZrV0udRb
— Jan Böhmermann (@janboehm) 9. März 2016
Seine freche Fake-Fake-Satire rund um den Mittelfinger des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis hatte vor einem Jahr in der Griechenland-Krise heillose Verwirrung gestiftet. Der ZDF-Satiriker behauptete damals, ein umstrittenes Youtube-Video mit dem Politiker gefälscht zu haben.
Olli Dittrich gewinnt mit der WDR-Produktion "Schorsch Aigner - der Mann, der Franz Beckenbauer war" seinen vierten Grimme-Preis. Comedian Carolin Kebekus habe zwar noch "an die Tür geklopft", verrät Jury-Mitglied Hans Hoff; sie geht aber schließlich leer aus.
Das ZDF räumt mit "Patong Girl" ab, der MDR mit der Serie "Weissensee". Der zum ersten Mal vergebene Innovationspreis in der Unterhaltung geht an "Streetphilosophy" (RBB/Arte). Den erstmals für besondere journalistische Leistung vergebene Grimme-Preis ging an den erhält der SWR für die Recherche "Tödliche Exporte".
Die Kategorie Information & Kultur bleibt eine Domäne der Öffentlich-Rechtlichen: Die Langzeit-Doku ”Göttliche Lage“ (WDR/Arte), "Vom Ordnen der Dinge" (ZDF/Arte) und "Die Folgen der Tat" (WDR/SWR/NDR) bekommen die renommierte Trophäe. Hier hält übrigens das eingangs erwähnte "Marhaba" mit dem Spezialpreis die Fahne der Privaten hoch.
76 Produktionen und besondere Einzelleistungen aus mehr als 800 Einreichungen sind nominiert gewesen. Hier sind alle Gewinner zu finden. Die Auszeichnungen werden am 8. April im Theater der Stadt Marl verliehen, dem Sitz des Grimme-Instituts.
ps/dpa