Grey will wieder ausbauen und kündigt Akquisitionen an
Als eine der ersten Network-Agenturen gibt Grey Einblick in ihre Geschäftsentwicklung 2010: Der Umsatz ist stabil, das Angebot soll nach Jahren der Konsolidierung wieder ausgebaut werden.
An einer Tradition hält die WPP-Tochter Grey in Düsseldorf seit 30 Jahren fest: Am ersten Dienstag im Dezember gibt die Agentur Einblick in ihre Geschäftsentwicklung. Auch wenn Uli Veigel, CEO der Grey G2 Group, mit Verweis auf den amerikanischen SarbanesOxley Act keine konkreten Zahlen nennt, zeichnet sich doch ein Trend ab: Parallel zur positiven Entwicklung in Deutschland erholt sich auch das Agenturbusiness seit der zweiten Jahreshälfte. Veigel: "Erst dachten wir, 2010 wird ähnlich schwierig wie 2009. Das hat sich auf Knopfdruck geändert".
Um plus fünf Prozent sei der Umsatz im zweiten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Über das Jahr betrachtet sei der Umsatz stabil, bereinigt um Michael Vagedes, Klautzsch & Grey, Grey & Wolff und Grey Schweiz. Die Dekonsolidierung bzw. Schließung dieser Marken war bereits 2009 eingeleitet worden.
Die Portfolio-Bereinigung der letzten Jahre sei damit abgeschlossen, sagte Veigel. "Wir sind im Vergleich zu anderen Network-Agenturen hier schon zwei bis drei Jahre voraus", so der CEO bei der Pressekonferenz im Agenturgebäude am Düsseldorfer Platz der Ideen.
Für die Zukunft will er das Angebot strategisch abrunden. Konkret ist die Akquisition eines CRM/Database-Spezialisten im ersten Quartal 2011 geplant. Im Bereich Mobile Marketing soll eine Kooperation mit der Berliner Spezialfirma Motain erfolgen. Die noch junge Agentur hat iLiga erfunden. Mit über 500.000 Nutzern ist diese Fußball-App eine der reichweitenstärksten Apps in Deutschland.
Ohnehin ist Veigel über die Entwicklung im digitalen Bereich erfreut. Über die Gruppe hinweg machen Digital-Aktivitäten inzwischen 20 Prozent des Umsatzes aus, alleine Grey Digital trage nur ein Jahr nach dem Start bereits zehn Prozent zum Grey-Umsatz bei. Veigel: "Offline und Online spielen heutzutage in der gleichen Welt und sprechen den gleichen Kunden zur gleichen Zeit an. Umso wichtiger wird das Beziehungsmanagement der Marke. Marken müssen lernen, wie Menschen zu denken." Entsprechend müssten auch die Agenturen lernen, generalistisch zu arbeiten.
Höhepunkte des Jahres sind für Veigel der Gewinn von Schlecker, Allianz Global Investors, Wilo und Osram. Bei den beiden letztgenannten Neukunden konnte sich Gramm durchsetzen. Die Agentur hatte, ebenso wie Dorland in Berlin, zunächst ein schwieriges Jahr zu bewältigen. Als weiteres Highlight nennt Veigel die Entscheidung der Karstadt Warenhaus GmbH, die Zusammenarbeit mit Grey fortzusetzen. Hier betreut Grey weiterhin das wichtige Broschüren-Geschäft, das die Agentur als Generalunternehmer bis zur Druckabwicklung realisiert. Insgesamt konnte die Gruppe 28 neue Kunden gewinnen. Dem gegenüber stehen laut Eigenangaben fünf Verluste, darunter Christ, Yello und TNT.
Mit der G2 Group etabliert Grey gerade ein zweites internationales Network unter Führung von Stefan Knieß. Der G2-CEO war zuvor ausschließlich für die Argonauten G2 zuständig. Derzeit verteilt sich der Honorarumsatz zwischen Grey und G2, also zwischen Werbeagenturen und Brand Activation, zu 70:30.
Durch die weitere Kostenanpassung hat sich die Zahl der Mitarbeiter - bereinigt um die dekonsolidierten bzw. geschlossenen Agenturmarken - von rund 650 auf 620 in diesem Jahr nicht dramatisch verringert. 2009 lag der Stellenabbau noch bei zehn Prozent. Und: 2011 soll die Zahl der Mitarbeiter wieder um fünf Prozent steigen. Aktuell sucht die Agentur u.a. ein Senior Digital Kreativteam, Flash und Web-Programmierer, Digitale Berater und Projektleiter.
Veigel zeigte sich für das kommende Jahr ausgesprochen positiv gestimmt: "Es zieht dramatisch an". Beflügelt von starken Bestandskunden und substantiellen Neugeschäft in der zweiten Jahreshälfte prognostiziert er ein Honorar-Umsatzwachstum von acht bis zehn Prozent und damit doppelt soviel wie der Markt. Sein Ziel: noch integrierter Arbeiten, Kreativpreise gewinnen und "auch über einen Effie würden wir uns freuen". Beim Effie, einst Paradedisziplin des Networks, war Grey zuletzt leer ausgegangen.