Jahresbilanz und Ausblick:
Grey gründet Unit für Sportmarketing: Grey Sports
Die Agenturgruppe hat ihre Zahlen fürs Geschäftsjahr 2017 vorgestellt. Die Klassik ist unter Druck, der Umsatz stabil. Mit Spezialtöchtern und -units will Grey zulegen. Neuerdings mit Grey Sports.
Grey wächst. Und das obwohl die Grey-Holding den Lenor-Etat von Procter & Gamble in diesem Jahr zu Grey London geschoben hat - immerhin ein Etat von zwei Millionen Euro. Deshalb könne man mit dem Ergebnis für 2017 zufrieden sein, sagt Dickjan Poppema, CEO der Grey-Gruppe in Deutschland.
Zu Nikolaus veröffentlicht die Agentur am Platz der Ideen im Rahmen eines Pressegesprächs traditionell ihre Jahresbilanz. Man könnte freilich auch sagen: Grey stagniert auf Vorjahresniveau. Alles eine Frage der Lesart. Poppema bleibt gelassen optimistisch.
Grey 2017 also: 33,5 Millionen Euro Umsatz, ein Plus von 0,6 Prozent. Geplant waren mal plus 5 Prozent Umsatz, aber da war auch noch nicht absehbar, dass die Holding den Deutschen das Geschäft verderben würde. 335 Mitarbeiter beschäftigen sie am Rhein, vier weniger als im Vorjahr (2015: 348).
So bleibt auch die Marge der Agenturgruppe knapp unter zehn Prozent. Angepeilt war eigentlich, diese magische Grenze zu durchbrechen. "Aber Sie wissen ja, wie das ist mit Plänen", sagt Poppema lakonisch. Um 0,7 Prozent wächst die Ergebnismarge. Immerhin aber sei Grey damit die margenträchtigste Agentur im WPP-Reich vor Ogilvy, Thjnk, Commarco und wie sie alle heißen.
Große Freude im Kleinen
Was die Bilanz gerettet hat, sind die großen Erfolge der Töchter und Spezialunits der Agenturgruppe. Grey Media zum Beispiel entwickelt sich stark (plus 20 Prozent), Grey Shopper und die Designagentur KW 43 laufen gut, auch Units wie die 2016 lancierte Grey Adventures mit ihren Kunden DHL, Eon und DKV bringen was, zuletzt zwei Millionen Euro Umsatz.
Immer mehr Kunden verlangen nach digitalem Consulting. "Die Klassik dagegen steht unter Druck", sagt Poppema. Das liege einfach daran, dass im Markt das Geld insgesamt in andere Kanäle fließe wie CRM, Data etc.
Trotzdem sei es gelungen, auch im Kerngeschäft von Grey, der Klassik, auf Bestandskunden zuzulegen. "Kreativität bleibt unser Core Business", sagt Kreativchef Fabian Kirner. 2016 sei Grey in kreativer Hinsicht unter den Möglichkeiten geblieben, die Agentur habe sich voll auf die Neukunden C&A und Grohe konzentriert. Aber 2017 habe man gepunktet, unter anderem mit fünf Löwen in Cannes. Für die Arbeit "Open your Eyes" von Terre des Femmes hatte Grey diesen Sommer einmal Gold und viermal Bronze gewonnen.
Hier eines der Interviews aus der Kampagne:
2018 will Grey - wie zuletzt im Ausnahmejahr 2015 - wieder unter die Top 10 der kreativsten Agenturen Deutschlands. Das ziehe nämlich auch Neugeschäft, heißt es.
Schon in diesem Jahr kamen 20 Etats hinzu, meist Projekte, keine großen Retainer im Wert von fünf Millionen Euro wie Merck, Xella, Janssen Pharma und Wilo. "Es war ein ruhiges Pitchjahr", sagt CMO Michael Rewald. Verloren hat Grey zuetzt Wella und Clairol an R/GA, Boxagrippal (Scholz & Friends), Ay Yildiz (Ogilvy). Deichmann hat jüngst turnusgemäß den laufenden Vertrag gekündigt, der jetzt für die nächsten Jahre neu verhandelt wird. Die Agentur arbeitet seit 25 Jahren für den Schuhhändler.
Ein Tennisprofi führt Grey Sports
Es ist allen Beteiligten klar, die jetzt am Pressetisch sitzen, dass sich die Zeiten geändert haben. Agenturen wachsen, wenn sie in Nischen investieren oder/und sich mehr als Berater aufstellen. Grey hätte als "Die Markenagentur" eigentlich eine gute Positionierung dafür, aber in den letzten ein, zwei Jahren ist das Profil verblasst, die Agentur ist nicht mehr so sichtbar wie einst. Poppema und sein Kollege Rewald geben das auch unumwunden zu. "Wir müssen daran arbeiten."
War die Schließung des renommierten Berliner Büros vor diesem Hintergrund nicht vielleicht doch ein Fehler? "Keineswegs", meint Poppema. "An meiner Stelle hätten Sie auch so gehandelt." Über Kreation, Präsenz in öffentlichen Debatten, Events, gerade auch vor Ort in Düsseldorf, will man es jetzt richten und Präsenz zeigen.
Gleichzeitig investiert Grey - wie eingangs notiert - in neue Geschäftsfelder, um sich bemerkbar zu machen und Neugeschäft zu generieren. Grey Sports startet dieser Tage als Spezialunit der Grey-Gruppe mit dem Ex-Tennisprofi Lars Zimmermann, 39, an der Spitze und Maximilian Schell, 27, ebenfalls ein Sportexperte.
Die Unit, die irgendwann mal eine GmbH werden könnte, soll Athleten vermarkten, sich um Sponsoring und Rechte kümmern, sich im Bereich eSports engagieren, Events, Incentives und Hospitality-Programme aufsetzen, Marke und Kommunikation machen. "Wir sehen hier großes Potenzial", sagt Michael Rewald, der bei Grey Sports mitmischt und sich als Schnittstelle zwischen Unit und Agenturgruppe versteht. "Markenführung im deutschen Sport gelingt bislang eher situativ", sagt er. Da wolle man seinen Beitrag zur Professionalisierung leisten wie das schon Jung von Matt/Sports oder Upsolut Sports machen.
Erste Kunden: Brose Baskets, der FC Basel, der Rochusclub Düsseldorf und die Barmer, ein Kunde, der Grey sehr schätzt und den Werbern in der Kreation große Freiheiten lässt.
Für 2018 sieht man sich also gut gerüstet, auf stabilem Niveau. Ein Plus von fünf Prozent Umsatzwachstum strebt Poppema an, eine hohe einstellige Marge. Damit bliebe dann fast alles beim Alten: Die Klassik muss sich neu erfinden, die Nebengeschäfte erfolgreich. Vielleicht mehr Top-Kreation.
Poppema hat seine Pläne für Grey - die er in aller Ruhe verfolgt.