
Social-Media-Stimmungsbild:
Gemischte Twitter-Reaktionen auf Berliner-Verlag-Verkauf
Die neuen Eigentümer des Berliner Verlags, Silke und Holger Friedrich inszenierten sich in einem Interview mit dem Spiegel – und ernten dafür Hohn und Spott auf Social Media. Auch Jan Böhmermann mischt mit.

Foto: DuMont
Erst am Dienstag verkündete das Verlagshaus DuMont den Verkauf des Berliner Verlages an das bisher unbekannte Berliner Unternehmerpaar Silke und Holger Friedrich. Über die Qualifikation der beiden, einen Verlag mit mehreren Titeln zu leiten, wurde bisher wenig gesagt – außer, dass beide gebürtige Ostberliner sind.
Grund genug für die Kollegen von Spiegel-Plus den beiden frischgebackenen Verlegern in einem ausführlichen Interview auf den Zahn zu fühlen. Und Grund genug für die Twitter-Gemeinde, diese Antworten sofort in der Luft zu zerreißen.
Auch Satiriker und Journalist Jan Böhmermann findet neben seinem heutigen Hauptthema, dem globalen Klimastreik, noch die Zeit mitzumischen. In Anspielung an die Pause des Neo Magazin Royale durch die Überarbeitung des Formats und an die bescheidene Selbstdarstellung der Privateigentümer twittert er:
Aber noch einmal von vorn: Silke Friedrich leitete und realisierte in der Vergangenheit Hauptstadt-Projekte mit kulturellem Schwerpunkt und leitet die international ausgerichtete Berlin Metropolitan School im Ostteil der Stadt. Holger Friedrich war in der Vergangenheit als Gründer sowie in der Tech-Beratung tätig. Beide sind Berliner Urgesteine, die in der DDR groß geworden sind und nach der Wende in beeindruckende Karrieren investiert haben. Mit Journalismus und Verlagswesen hatten die beiden jedoch eher wenig zu tun. Gerade deshalb war die Überraschung über den Transfer Mitte September so groß.
Der DuMont-Verlag führt eine noch bis Ende des Jahres andauernde Portfolio-Überprüfung, in deren Rahmen vor allem das Geschäft mit Regionalmedien auf Herz und Nieren geprüft werde. Die Veräußerung des Berliner Verlags -mit den Titeln Berliner Zeitung, Berliner Kurier und Berliner Abendblatt sowie deren Digitalangebote, BerlinOnline, der Corporate-Publisher mds Creative und der Berliner Zeitungsdruckerei - war der erste Schritt. DuMont kaufte den Berliner Verlag 2009 von der Mecom Group, davor gehörte der Regionalverlag unter anderem zu Gruner und Jahr.
Die neuen Eigentümer wollen das Unternehmensprofil des Verlags stärken und die Titel digital weiterentwickeln und auch mit den ehemaligen Eigentümern – dem DuMont-Verlag weiter zusammenarbeiten, teilte das Verlagshaus mit.
Schon am 17. September, dem Tag der Verkaufsbekanntgabe, sorgte der Transfer an die publizistisch unerfahrenen Berliner für Kontroversen auf der sozialen Plattform:
Auch positive Stimmen meldeten sich zu Wort:
Nun das Spiegel-Plus-Interview, indem sich das Paar als eher ahnungslos outet, als der Reporter es zu seinem Hintergrundwissen zu Zeitungsmarkt und Inhalten des Flaggschiff-Blattes "Berliner Zeitung" befragt. Und auch die Fragen nach der konkreten zukünftigen Gestaltung des Verlages, beantworten die beiden eher planlos bis uninteressiert – schließlich haben sie wie der Titel es schon sagt "höchstens ein bisschen Zeit und Geld" zu verlieren.
Genau diese Sätze sind es, die den kritischen Twitter-Usern sauer aufstoßen und die den Untergang des Regionalmediums vorhersagen. Immerhin geben die beiden endlich einen Hinweis auf den Kaufpreis, über den zwischen alten und neuen Eigentümern Stillschweigen vereinbart wurde.