Social Media:
G20: Das Social-Media-Team der Polizei im Großeinsatz
Auf Facebook und Twitter formiert sich der G20-Protest - und die Polizei mischt ebenfalls mit.
Vor dem G20-Treffen in Hamburg stehen sich Gipfelgegner und Polizei nicht nur auf den Straßen, sondern auch in sozialen Medien gegenüber. Im Kern geht es auch dort darum, was auf den Straßen passiert. Und wer das Geschehen korrekt wiedergibt.
Die Polizei Hamburg nutzt das Online-Netzwerk Facebook und vor allem den Kurznachrichtendienst Twitter. Unter dem Hashtag #G20HAM17 veröffentlicht sie Informationen zu Einsätzen im Zusammenhang mit dem Gipfel. Jeweils zwischen zehn und zwölf Beamte seien seit Donnerstag vergangener Woche tagsüber im "Social Media Team" der Polizei im Einsatz, in den Nächten zwei, sagt Kriminalhauptkommissar Tobias Greve. Normalerweise gebe es keinen 24-Stunden-Betrieb - rund um den Gipfel schon. 30 Kollegen ergänzen in der Zeit das eigentlich vierköpfige Team, zu dem auch Greve gehört.
Viele lesen die Nachrichten der Polizei, die Reaktionen kommen schnell und massenhaft. Immer wieder wird die Verhältnismäßigkeit oder Rechtmäßigkeit der Einsätze in Frage gestellt - oder generell die polizeiliche Darstellung. Viele äußern auch Verständnis und Zustimmung für die Polizei. Manchmal reagieren die Beamten auf Kommentare - bei "ernst gemeinten Fragen". Oder auch, wenn etwas klargestellt werden müsse, sagt Greve.
Beispiel: Ein Nutzer fragt zu einem Tweet über eine Räumung von Zelten in einem Park, ob die Polizei dazu berechtigt war. Antwort: "Ja sind wir. Das Zelten in Grün- und Erholungsanlagen ist in Hamburg ohne Genehmigung nicht zulässig."
Der Blogger Oliver Leistert sieht die Kommunikationsstrategie der Hamburger Polizei in Online-Netzwerken kritisch. Die Polizei habe gesagt, dass sie die Deutungshoheit über den Gipfel auf Social Media halten wolle, sagte er "Spiegel Online". "Das haben wir als eine Art Kampfaussage verstanden." Die Polizei solle darüber informieren, was sie tut, aber keine Deutungshoheit produzieren, fordert er.
Polizist Greve widerspricht: Deutungshoheit sei ein komisches Wort, sagt er. "Wir berichten über die zugrundeliegenden Fakten." Sehe man falsche Darstellungen im Zusammenhang mit Polizeieinsätzen, dann versuche das Team, diese mit Erklärungen richtigzustellen.
Mit anderen Aktivisten hat Leistert im Millerntor-Stadion in St. Pauli ein alternatives Medienzentrum eingerichtet. Das richte sich nicht nur an professionelle Journalisten, sondern vor allem auch an Medienaktivisten, die bei den Protesten seien und dokumentierten, was dort passiere. Die Idee sei, "eine differenzierte Berichterstattung zu produzieren", die die Proteste nicht nur als Konfrontation, sondern auch die Ziele dahinter zeige, erklärte er. Unter fcmc.tv betreiben die Aktivisten ein eigenes Informationsportal.
Unter Hashtags wie #NoG20 oder #yeswecamp (übersetzt etwa: "Ja, wir campieren"), in Anspielung auf das Verbot und die Räumung von Zeltlagern in innerstädtischen Parks in den vergangenen Tagen, versammelt sich der G20-Protest. Unter diesem Label posten etwa globalisierungskritische Organisationen wie Attac, das linkspolitische Netzwerk Blockupy und Aktionsbündnisse, die zum Beispiel über Demonstrationen informieren. Auch Kritik am Vorgehen der Polizei findet sich oft unter diesen Hashtags. Mitunter werden Ereignisse anders dargestellt, als die Beamten berichten.
Wer Recht hat, lässt sich anhand der kurzen Beiträge oft nicht wirklich herausfinden. Die Polizei, die sich meist sachlich äußert, übt sich mitunter in Humor. Ein Nutzer fragte am Mittwoch via Twitter in Bezug auf einen Polizei-Einsatz in der Nacht davor: "Der Wasserwerfer hat aber doch nicht nur auf die Straße gezielt oder @PolizeiHamburg?" Die Antwort, eine gute halbe Stunde später: "Nach unseren Erkenntnissen wurde Wasser in Form von Regen abgegeben." Es sollte wohl heißen: Das Wasser wurde in die Luft gespritzt.
Doch nicht nur mit den G20-Kritikern beschäftigt sich die Polizei. Bürger, Anwohner oder auch Journalisten hält das Social-Media-Team mit diversen Hinweisen auf dem Laufenden. Wo sind die Sperrzonen, wer ist betroffen?
Am Dienstag begleiteten die Ordnungshüter eine Hubschrauber-Übung mit einem Facebook Live-Video.
Und täglich stellt das Facebook-Team Polizisten vor, die für diesen Einsatz extra nach Hamburg geschickt wurden.
Etliche Hamburger Agenturen haben sich bereits auf die G20-Proteste eingestellt. (app/dpa)