
Freizeit-Monitor:
Freizeit-Studie: Die Deutschen hocken vor der Glotze
Die TV-Produzenten und Sender können aufatmen – noch: Seit Jahren verbringt der Deutsche seine Freizeit am liebsten vor dem Fernseher, das Internet holt aber auf. Das zeigt jetzt eine Studie der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen.
Das Fernsehen bleibt des Deutschen liebster Zeitvertreib: 97 Prozent schalten regelmäßig die Glotze ein. Damit steht der TV-Konsum seit 25 Jahren unangefochten auf Platz eins der Hitliste der liebsten Freizeitbeschäftigungen – dicht gefolgt von Radiohören (90 Prozent) und Telefonieren (89 Prozent). Das ist das Resultat einer am Donnerstag von der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen veröffentlichten Studie. Die Stiftung hat rund 2000 Personen ab 14 Jahren befragt und die Ergebnisse im "Freizeit-Monitor 2015" zusammengefasst.
Seit der Einführung des Privatfernsehens 1984 steigerte sich die Lust der Deutschen zum Fernsehen kontinuierlich, bereits 1990 sicherte sich die Mattscheibe mit 90 Prozent den Spitzenplatz. Den größten Siegeszug hat in den letzten Jahren aber das Internet hingelegt. Während 1998 lediglich drei Prozent der Deutschen regelmäßig online waren und auch 2010 die Mehrheit der Bevölkerung dies noch nicht tat, sind mittlerweile fast drei Viertel der Befragten regelmäßig im Web unterwegs. Vor allem die 14- bis 24-Jährigen wollen nicht mehr auf das Internet verzichten, ganze 99 Prozent sind jeden Tag online. Lediglich die große Gruppe der Ruheständler zeigt sich noch relativ zurückhaltend. Innerhalb von fünf Jahren hat sich die Zahl der Internetnutzer mehr als verdoppelt und liegt damit im Ranking der häufigsten Freizeitaktivitäten erstmals vor dem Zeitungslesen.
"Die Dominanz der Medien setzt sich fort. Ergänzt werden diese von regenerativen Tätigkeiten und sozialen Aktivitäten, die jedoch zunehmend den Anschluss an die Spitzenplätze verlieren", sagt Ulrich Reinhardt, Wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung.
Während das Surfen im Netz und Musikhören an Beliebtheit gewinnt, sind Kaffee und Kuchen langsam out. Gehörte der Kaffeeklatsch vor fünf Jahren noch für 64 Prozent fest in die Freizeitplanung, ist das heute nur noch bei 52 Prozent der Fall. Auch der klassische Einkaufsbummel hat an Bedeutung verloren. Während im Jahr 2010 noch 18 Prozent der Deutschen auf Streifzug durch die Fußgängerzone gingen, shoppen heute nur noch neun Prozent offline.
Wie die Deutschen ihre Freizeit verbringen, hängt dabei offenbar nicht nur von ihren persönlichen Präferenzen, sondern vor allem von ihrem Einkommen ab. So heißt es in der Studie: "Ob zwischen den Geschlechtern, der Bevölkerung in Ost- oder Westdeutschland, Jung oder Alt – überall sind zum Teil große Differenzen nachweisbar. In keiner Vergleichsgruppe gibt es jedoch so deutliche Abweichungen wie innerhalb der Einkommensgruppen." Wer gut verdient, ist demnach außerhalb des Jobs deutlich aktiver und das nicht nur bei teuren Vergnügen wie Essengehen oder Theaterbesuchen. Die schönste Sache der Welt kostet in der Regel gar nichts – trotzdem haben Besserverdiener mehr Sex als Arme. Bei den einkommensschwächeren Bürgern stehen dafür Faulenzen und Ausschlafen hoch im Kurs.