Übernahme von Media Broadcast:
Freenet kauft Ex-Telekom-Geschäft rund um DAB und DVB-T
Kaum taucht Wettbewerb am UKW-Markt auf, stoßen Investoren Media Broadcast ab - an Freenet. Vor allem um DVB-T2-HD geht es dem Mobilfunkanbieter.
Freenet wagt den Einstieg ins Fernsehgeschäft. Der Mobilfunkanbieter will über die Tochter Mobilcom-Debitel den TV-Dienstleister Media Broadcast übernehmen und künftig bei der Fernseh- und Radioverbreitung über die digitale Antenne mitmischen. Mit dem neuen Geschäftsfeld will sich Freenet breiter aufstellen und neue Erlösquellen erschließen. Wenn die Kartellbehörden zustimmen, soll die Übernahme im April über die Bühne gehen.
Die Freenet-Führung um Vorstandschef Christoph Vilanek will sich den Kauf der ehemaligen Telekom-Firma Media Broadcast aus Köln rund 295 Millionen Euro kosten lassen. Der Vertrag umfasst den Angaben zufolge alle Geschäftsbereiche außer der Satellitensparte. Verkäufer sind vier Finanzinvestoren unter der Führung von Texas Pacific Group (TPG), die auch damit hadern dürften, dass Ende 2015 aufgrund einer Regulierungsverfügung der Bundesnetzagentur das Monopol der Media Broadcast bei UKW-Dienstleistungen endete. Diverse Mitbewerber haben sich hier neu aufgestellt.
Bei Media Broadcast hat die Freenet-Spitze vor allem den neuen Übertragungsstandard DVB-T2-HD im Blick, bei dem Kunden per Antenne Fernsehbilder in hoch auflösender Qualität (Full-HD) empfangen können. Für den Empfang der Privatsender in diesem Standard müssen Zuschauer dann zahlen. Mit der Einführung des entgeltpflichtigen Fernsehens in exzellenter Bildqualität werde Freenet das neue Privatkundengeschäft im TV-Bereich aufbauen, heißt es vom Unternehmen.
Media Broadcast überträgt Fernseh- und Radioinhalte über DVB-T, DVB-T2 und DAB+ sowie übers Internet zu den Konsumenten. Nach eigenen Angaben betreut das Unternehmen rund 750 Geschäftskunden, darunter private und öffentlich-rechtliche Rundfunkveranstalter, Kabelnetzbetreiber sowie private Unternehmen und öffentliche Einrichtungen.
Hinzu kommt: Freenet hat sich mit 25 Prozent am Münchner Unternehmen Exaring beteiligt, das eine Plattform für Unterhaltungsangebote und ein eigenes Glasfasernetz betreibt. Dieses erreiche technisch 23 Millionen Privathaushalte in Deutschland und ermögliche Übertragungen von Virtual Reality und 3-D-Bildern, heißt es. Vilanek bezeichnet die mit der Beteiligung verbundenen Vertriebsrechte für Freenet als einen "Quantensprung".
Künftig will Freenet seinen Kunden mit diesem zweiten Angebot normales Fernsehen in höchster Bildqualität, Video-Abrufdienste, Filmaufnahmen, Streaming, PC-Dienste und Online-Spiele anbieten. Alle Dienste sollen dabei über das Internet stattfinden und auf zentrale Datenspeicher (Cloud) setzen. Festplattenrekorder seien für die Kunden dann Geschichte. "Ein Internetanschluss mit 16 Megabit pro Sekunde reicht, dann brauchen Sie keine Festplatten und Settop-Boxen mehr", sagt Vilanek. Ab dem vierten Quartal wolle Freenet dafür "massiv um Kunden werben".
ps/dpa