
Berufseinstieg:
Frauen verkaufen sich beim Berufseinstieg unter Wert
Wenn es um ihr Einstiegsgehalt geht, sind Hochschulabsolventinnen viel zu bescheiden, wie eine Umfrage von e-fellows.net und McKinsey ergab. Dabei kam zudem heraus: Themen wie Work-Life-Balance und flexibles Arbeiten verlieren an Relevanz.

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12.000 Euro - so groß ist die Lücke im erwarteten Jahresgehalt zwischen männlichen und weiblichen Berufsanfängern. Während Männer bei ihrem Berufseinstieg von einem Jahresgehalt von 62.000 Euro ausgehen, fordern hoch qualifizierte Studentinnen nur 50.000 Euro. Das ist ein Resultat der Most Wanted-Umfrage des Karrierenetzwerks e-fellows.net und der Unternehmensberatung McKinsey.
"Obwohl es bereits seit einigen Jahren eine Diskussion um das Thema Gender Pay Gap gibt, haben Top-Studentinnen immer noch wesentlich niedrigere Gehaltserwartungen als männliche Top-Talente", sagt Julia Klier, McKinsey-Partnerin und Universitätsdozentin in Regensburg. Schlimmer noch: Der Unterschied ist sogar noch gravierender geworden. So hat sich die Gehaltslücke - bezogen auf das erwartete Einstiegsgehalt - von 13,5 Prozent im Jahr 2015 auf 19,4 Prozent in 2019 vergrößert. Damit erreicht der Wert beinahe den unbereinigten Gender Pay Gap von 21 Prozent. Die bereinigte Lohnlücke, bei der Faktoren wie Branche, Position und Voll- oder Teilzeitbeschäftigung berücksichtigt werden, liegt bei rund sechs Prozent.
Insgesamt aber sind bei beiden Geschlechtern die Erwartungen an den Verdienst gestiegen. Stimmt das Einkommen, ist auch die Bereitschaft da, entsprechend viel zu arbeiten: Männer mehr als 48 Stunden in der Woche, Frauen rund 44 Stunden. Damit liegen beide Geschlechtergruppen allerdings noch unter dem Wert von 2015: Damals legten sie jeweils nochmal drei Extrastunden drauf.
Männer sind risikofreudiger als Frauen
Die männlichen Hochschulabsolventen sind beim Thema Verdienst nicht nur selbstbewusster, sondern offenbar auch risikofreudiger als ihre weiblichen Kolleginnen: So bevorzugen 61 Prozent der Männer eine leistungs- und erfolgsabhängige außertarifliche Vergütung. Das will nur ein Drittel der Frauen. Außerdem streben mit 75 Prozent mehr Männer Führungspositionen mit Verantwortung an, während nur 56 Prozent der befragten Frauen dieses Ziel verfolgen. Beiden Gruppen gleich wichtig sind dagegen planbare, stabile und langfristige Karrieremöglichkeiten.
Einigkeit herrscht auch bei den wichtigsten Kriterien für die Arbeitgeberwahl: So achten alle auf den guten Ruf des Unternehmens und der Branche. Während Männer sich zusätzliche, attraktive Produkte und Dienstleistungen sowie herausfordernde Aufgaben wünschen, suchen Frauen zwar auch die Herausforderung, daneben aber achten sie auch besonders auf Themen wie Unternehmenskultur und Nachhaltigkeit. Die lange Zeit so gehypten Aspekte wie Work-Life-Balance und flexibles Arbeiten sind dagegen für beide Geschlechtergruppen weniger relevant.
Für die Arbeitgeberstudie Most Wanted wurden über 7000 Stipendiaten aller Fachrichtungen zu ihren Berufswünschen sowie Kriterien bei der Arbeitgeberwahl befragt.