W&V Women Business Summit 2016:
Frauen und Karriere in den Medien: Auch Chefsache
Kennen Sie das "Sandra-Kreft-Modell"? Es steht im Zeit Verlag für modernes Führen, wie beim W&V Women Business Summit 2016 deutlich wird.
Sandra Kreft ist Verlagsleiterin Magazine und Neue Geschäftsfelder beim Zeit Verlag in Hamburg. Sie ist aber eine 86-Prozent-Geschäftsführerin - bei einer 4-Tage-Woche. Als "Teilzeit-Chefin" stellt Kreft in der deutschen Verlagsbranche eine echte Seltenheit dar. Zu verdanken hat sie die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Position im Verlag auskleidet, ihrem obersten Chef, Rainer Esser. Für den Geschäftsführer des Zeit Verlags zählt, wie Kreft auf dem W&V Women Business Summit 2016 in München berichtet, "nur die Qualifikation".
Der Hamburger Verlag hinter dem renommierten Wochenblatt zählt inzwischen – ebenso wie auch Allianz, Bayer oder Bosch und IBM - zu den Gründern der "Initiative Chefsache", einem Netzwerk von Führungskräften aus Wirtschaft, Wissenschaft, Sozialwirtschaft, öffentlichem Sektor und Medien. Sie fühlen sich der Chancengleichheit von Frauen und Männern persönlich verpflichtet. Aus Sandra Krefts Sicht eine wichtige Plattform für den Austausch und für den Anstoß neuer Jobmodelle: "Ein Vorstandschef lässt sich schon eher mal etwas von einem Vorstandschef sagen."
Den Chef für neue Job-Ideen einspannen – das findet auch Harald R. Fortmann, Geschäftsführer von D-Level, über die Medien hinaus immens wichtig. Der Personalberater, der vor allem für digitale Unternehmen neue Mitarbeiter rekrutiert, macht die Erfahrung, dass "Chefs sogar beim Thema Home Office immer noch die Hände über dem Kopf zusammen schlagen". Also, an der Spitze braucht es oft ein Umdenken, um Frauen zu fördern und sie in neuen Jobmodellen zu verankern.
Haben Sie schon mal an Jobsharing gedacht?
Und warum nicht zwei einsatzfreudige Frauen auf einem Posten wirken lassen, mit zwei Teilzeitkräften eine volle Stelle besetzen? Das ist im Kern das Konzept der Jobsharing-Plattform Tandemploy. Co-Gründerin Anna Kaiser appelliert beim W&V Women Business Summit 2016 an Unternehmen, sich die Vorteile vor Augen zu halten: "Sie haben die doppelte Power, die doppelte Kompetenz bei weniger Ausfällen." Auch würden sich immer mehr junge Väter bei Tandemploy registrieren lassen.
Als großen Schritt empfindet es Anna Kaiser, dass sie Menschen, die sich den Vollzeitjob teilen möchten, inzwischen auch mit großen Unternehmen wie Beiersdorf zusammenbringen kann. Wobei Anja Delastik, Chefredakteurin Cosmopolitan und weitere Teilnehmerin beim W&V Women Business Summit 2016, vor allem die Frauen selbst in der Verantwortung sieht.
"Wir können im Grunde nur verlieren, vor allem im 'gefährlichen' Alter zwischen Mitte 30 und Anfang 40", sagt die Blattmacherin mit Blick auf Auswahlkriterien vieler Personalchefs. Wichtig sei daher ein entschiedenes Auftreten und das gegenseitige Unterstützen, ein Netzwerk starker Frauen. Ob Delastiks Traum vom anonymisierten Lebenslauf irgendwann Wirklichkeit und Standard wird?