
Frank Behrendt über den Fall Bushido: "Kein Respekt Alter!"
Bambi-Verleihung: Fischer-Appelt-Vorstand Frank Behrendt wundert sich als Kommunikationsberater über die Verleihung des Integrations-Bambis an den Rapper Bushido. In einem Gastbeitrag für W&V Online schreibt er: "Was hat sich Hubert Burda Media dabei gedacht, ausgerechnet Bushido mit einem Bambi auszuzeichnen?"
In einem Gastbeitrag für W&V Online schreibt Frank Behrendt, Vorstand der Hamburger Agenturgruppe Fischer Appelt Kommunikation, über die umstrittene Verleihung des Integrations-Bambis an den Rapper Bushido.
"Als Kommunikationsberater wundert man sich nach der Bambi-Verleihung 2011. Was hat sich Hubert Burda Media dabei gedacht, ausgerechnet Bushido mit einem Bambi auszuzeichnen? Die Begründung der Jury - naja.
Denn was haben Plattenverkäufe mit Integrationsfähigkeit zu tun? Und wie passt dieser Typ in die ehrbare Riege der Granden wie Ruth-Maria Kubitschek, Thomas Gottschalk oder gar Helmut Schmidt? Und wieso ist ausgerechnet er ein gelungenes Beispiel für Integration? Da hätte es wahrlich bessere gegeben.
Wenn das Ziel war, die Quote zu optimieren und den Bambi zum Talk-Thema zu machen, dann hat diese polarisierende Nominierung sicher nicht geschadet. Aber aus Reputationsgründen war sie keine gute Idee. Wer sich bei Wikipedia das Sündenregister des Rappers zu Gemüte führt, würde niemals auf die Idee kommen ihn für einen Bambi zu nominieren. Ein Bambi ist der Inbegriff eines unschuldigen Rehs, Bushido ist alles andere als unschuldig, auch wenn er sich aktuell verstärkt den Anstrich eines braven Bürgers und Ersatzpapis für den Sohn seiner Lebensgefährtin geben will.
In der Rapper-Szene tauchte man früher nicht unbedingt mit Homestorys auf und berichtete davon, dass man von Freundin, Mutter und Schwiegermutter in spe "niedergeknutscht" wurde, weil der nette Bushido sie spontan mit Gucci-Handtaschen überraschte. Das Geld für die Edel-Handtaschen hätte Bushido lieber in einen PR-Beratertag investieren sollen. Dieser hätte ihm mit Sicherheit eine bessere Rede geschrieben, als die wirren Halbsätze des Meisters, die so recht keinen Sinn ergaben.
Dabei wäre es so einfach gewesen zu punkten, trotz aller Aufregung im Vorfeld, während und nach dem Event. Dramaturgisch hatte Hubert Burda Media dem ehemaligen Bad Boy eine traumhafte Brücke gebaut: So wurden unmittelbar vor ihm drei 'Stille Helden' ausgezeichnet, die wirklich Sinnvolles getan haben und täglich tun. Sie bekamen zu Recht den meisten Applaus und freuten sich über die finanziellen Zuwendungen des Hauses Burda. Dann kam Bushido. Wieso sagte er nicht das einfache Wort "Entschuldigung" für den "Scheiß", den er früher gemacht und gesungen hat und bekundete seinen Respekt vor den vor ihm ausgezeichneten Preisträgern?
Nicht nur Peter Plate von Rosenstolz brachte es vor dem Millionenpublikum auf den Punkt, in dem er auf die menschenverachtenden, frauen- und homosexuellenfeindlichen Texte des angeblich geläuterten Rappers hinwies und eine Auszeichnung grenzwertig fand. Wenn Bushido mit diesen Texten, die man hier kaum wiederholen kann, ein Idol der Jugend und ein Musterbeispiel für Integration sein soll, dann gute Nacht Deutschland.
Aber: Bushido hätte dennoch punkten können. Wie gesagt mit einer Entschuldigung und einer klaren öffentlichen Distanzierung von seiner unrühmlichen Vergangenheit. Stattdessen schwafelte er herum. Und dann vergab er freistehend vor dem Tor die 100-prozentige Chance, sich etwas mehr Applaus zu sichern: Hätte er doch einfach nur den drei Stillen Helden ebenfalls eine finanzielle Zuwendung versprochen. Den Betrag von Burda zu verdoppeln wäre für den Multimillionär ein Klacks gewesen. Chance vertan, kein Respekt Alter!"
Gastautor: Frank Behrendt