
Mit 74 Jahren:
Früherer "Stern"-Chefredakteur Michael Jürgs ist gestorben
Der Publizist und frühere "Stern"-Chefredakteur Michael Jürgs ist tot. Er verstarb nach langer Krankheit in der Nacht zum Freitag. Jürgs wurde 74 Jahre alt.

Foto: Marc Theis
Der Publizist Michael Jürgs ist in der Nacht zu Freitag in Hamburg verstorben, wie seine Ehefrau Nikola Jürgs mitteilte. Er erlag einem Krebsleiden.
Der angesehene Journalist hatte in der Medienbranche immer den Ruf, ein ausgezeichneter Rechercheur und scharfer Beobachter zu sein. Er wusste mit seinen Standpunkten aber auch zu provozieren. Erst in diesem Jahr wurde ihm der Theodor-Wolff-Preis der deutschen Zeitungen für sein Lebenswerk zuerkannt.
Gruner+Jahr-CEO Julia Jäkel sagt zu seinem Tod: "Mit Michael Jürgs verlieren wir – und mit 'wir' meine ich den Verlag Gruner + Jahr, den deutschsprachigen Journalismus und auch unser Land – einen der großen, aufrechten Journalisten. Einer, der leidenschaftlich und unbeirrbar die Wahrheit und die gute Geschichte suchte und beides immer wieder fand: in den politischen Verhältnissen wie auch in den Biografien außergewöhnlicher Menschen. Seine inhaltliche Bandbreite war vorbildlich, seine Neugier enorm, und nicht nur seine Texte über Axel Springer oder Romy Schneider werden bleiben – auch die Erinnerung an einen Kollegen, der Gruner+Jahr und dem Stern immer eng verbunden blieb. Ich persönlich werde seine Anfeuerungen vermissen, sein Anteilnehmen am heutigen Blattmachen, seine Anrufe und Kurznachrichten, egal zu welcher Tages- und Nachtzeit. Wir werden ihn nicht vergessen."
Auch die Stern-Chefredakteure Anna-Beeke Gretemeier und Florian Gless würdigen Jürgs' Rolle: "Als wir im Januar als Chefredakteure des Stern angefangen haben, war Michael Jürgs bereits sehr krank. Wir haben uns immer wieder per Email ausgetauscht. Sein Engagement für den Stern war bis zuletzt kollegial und leidenschaftlich. Wir werden ihn als aufmerksamen Beobachter vermissen – ein journalistisches Vorbild wird er bleiben."
Jürgs wurde am 4. Mai 1945 in Ellwangen geboren, begann seine Karriere 1965 bei der Münchner "Abendzeitung", als Volontär mit abgebrochenem Studium. Drei Jahre später, im Alter von 23 Jahren und inmitten der gesellschaftspolitischen 68er-Bewegung, wurde er kurzzeitig Feuilletonchef des Blattes. 1976 wechselte er als Ressortleiter Unterhaltung zum "Stern" nach Hamburg und stieg dort später zum Chefredakteur auf (1986 bis 1990).
(dpa/mw)