Deutsche TV-Plattform:
Fernsehen der Zukunft, Zukunft des Fernsehens
Anlässlich der IFA macht sich der Verein TV-Plattform Gedanken: Wo geht die Fernsehentwicklung hin? Als Werbemedium ist TV jedenfalls noch lange nicht von gestern.
Die große Röhre im Wohnzimmer ist passé: Das moderne Lagefeuer der Familien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist erloschen, der Fernseher ist nur noch ein Bildschirm unter vielen. Denn fast jedes Bildschirmgerät ist mittlerweile fernsehtauglich.
Der Verein Deutsche TV-Plattform widmet sich in seinem Informationsblatt "TV-Zukunft" eben jener. Und kommt zu dem Schluss: Neben Satellit, Kabel und Antenne hat sich IPTV als feste Größe etabliert, der Mobilfunk kommt noch dazu. Denn: Medienkonsumenten heute schauen was und wann sie wollen. "Auf die Frage, was denn eigentlich heute und in Zukunft Fernsehen noch ist, gibt es nur eine Antwort", schreibt der Verein: "Ein Teil von allgegen- wärtigem Bewegtbildkonsum." Die Macher belegen dies mit einer Studie der GFU (Gesellschaft zur Förderung der Unterhaltungselektronik in Deutschland, Frankfurt. Demnach schauen 44 Prozent der Deutschen das Fernsehprogramm zeitversetzt.
Und: Sie schauen! Und das honoriert die Werbewirtschaft. Die Ausgaben für Fernsehwerbung werden weltweit steigen, prognostiziert das britische Institut Digital TV Research. Dieses Jahr ein wenig - um vier Prozent -, immer weiter bis 2020. Das berichtet der Dienst Mediapost. Demnach sollen die weltweiten Ausgaben auf knapp 180 Milliarden Euro wachsen. Damit lägen sie in sechs Jahren um 38 Prozent höher als 2013. Für Westeuropa sieht Digital TV Research zwar wirtschaftlichen Druck und ein Wachstum 2014 um lediglich 2,7 Prozent. Allerdings sei der Markt hier in den vergangenen zwei Jahren leicht eingebrochen - und werde sich bis 2020 im Vergleich zu 2010 um 26 Prozent steigern.
Fernsehen wird dann aber nicht mehr dasselbe sein. Wichtiger werden Deutsche TV-Plattform und GFU zufolge Smart-Funktionen mit etwa Zugriff auf Mediatheken und Internet. Zwar rangiert das als Kaufgrund hinter Bildschirmgröße und höherer Auflösung, doch der Zuwachs im Vergleich zur Umfrage 2013 war besonders groß. "Smart-TV ist der Gewinner des Jahres", sagt GFU-Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Joachim Kamp. Rund 23 Millionen Geräte (von insgesamt ca. 70 Mio.) stehen bereits in deutschen Haushalten, die Technik hat den Massenmarkt erreicht. Allerdings verweise die Anschlussrate der internetfähigen Geräte von gut 70 Prozent auf Reserven bei der Nutzung des modernen Fernsehens, zitiert die Deutsche TV-Plattform die GFU-Studie. Aufklärung tut Not, denn laut GFU liegt die Nicht-Nutzung der Online-Möglichkeiten von Smart-TVs an technischen Problemen, komplizierter Handhabung und Sorgen um Sicherheit und Datenschutz. Jürgen Sewczyk, AG-Leiter und Vorstandsmitglied der Deutschen TV- Plattform: "Nur wenn sich die Kunden sicher fühlen und intuitiv das smarte Fernsehen nutzen können, gibt es weitere Impulse für eine erfolgreiche Marktentfaltung." Immerhin ist die Internet-Nutzung offenbar gegenüber dem Vorjahr schon gestiegen (siehe "Smart-TV kann am linearen Fernsehen (noch) nicht rütteln").
Vernetzung ist das Thema, auf das es am Ende hinausläuft. "Vernetzte Systeme statt Einzelgeräte stellen zunehmend die Plattformen für die private Mediennutzung dar", erklärt Helmut Stein, AG-Leiter und Vorstandsmitglied der Deutschen TV-Plattform: "Dabei haben neben der stationären Vernetzung und den Fahrzeug- netze n natürlich auch die Mobilfunknetze eine zunehmende Bedeutung. Als universelle Endgeräte fungieren meist Smartphones und Tablets, die immer mehr zum multifunktionalen und persönlichen Medien- und Kommunikations-Manager werden." Seine Arbeitsgruppe im Verein soll die technischen Möglichkeiten vernetzter Systeme beschreiben und mögliche Nutzungsszenarien darstellen.
Deutsche TV-Plattform e. V., Frankfurt, gegründet 1990 als Nationale HDTV-Plattform Deutschland, ist eine von Wirtschaftsunternehmen getragener Verein. Ziel ist es, ein interdisziplinäres Forum für den branchenübergreifenden Austausch zu bieten, die Interessen aller Beteiligten zu koordinieren und die Öffentlichkeit über neue Angebote firmen- und technologieneutral zu informieren. Zu den Mitgliedern zählen u.a. Sender wie ARD, ZDF, RTL, ProSiebenSat.1, Sky, (Kabel-)Netz- und Satellitenbetreiber wie Astra, Kabel Deutschland, Unity Media und Telekom sowie Elektronikunternehmen, darunter Grundig Intermedia, LG Electronics, Loewe, Panasonic, Samsung Electronics, und Verbände wie der VPRT (Verband Privater Rundfunk und Telemedien).