
Farben machen Leute und Karrieren
Mit welchem Kleidungsstück man sich schmückt, entscheidet sich im beruflichen Kontext nach dem, was der Branche, dem Unternehmen, der jeweiligen Position und dem Anlass entspricht. Folgen Sie einfach diesem roten Faden, rät Business-Coach Carolin Lüdemann.
"Man empfängt den Menschen nach dem Kleide, und entlässt ihn nach dem Verstande.“ Karl Simrock (1802-1876), deutscher Lyriker
Kleider machen Leute und Karrieren. Mit welchem Kleidungsstück man sich schmückt, entscheidet sich im beruflichen Kontext nach dem, was der Branche, dem Unternehmen, der jeweiligen Position und dem Anlass entspricht. Im privaten Rahmen gelten geschriebene Dresscodes oder das, was das Umfeld ungeschrieben erfordert.
Viel zu selten überdenken wir dabei die Wahl der Farben. Es ist ein großer Unterschied, ob man seinem Gesprächspartner im schwarzen Anzug oder im beigen Kostüm gegenübersitzt. Während helle Farben eher als harmlos, freundlich, aufgeschlossen gedeutet werden, stehen dunkle, gedeckte Farben für Führungsanspruch, Fachkompetenz, Seriosität und Zuverlässigkeit. Das bedeutet jedoch nicht, das der beste Dress "von Kopf bis Fuß in schwarz“ lauten würde. Ein dunkler Anzug benötigt stets ein helles Pendant, das der dunklen Farbe die Strenge nimmt.
Je häufiger Sie Kundenkontakt haben und je öfter Sie Ihr Unternehmen nach außen hin repräsentieren, umso höher sind die Anforderungen an Ihr Auftreten und Ihr Erscheinungsbild. Als Mitarbeiter präsentieren sie nicht nur sich selbst, sondern damit verbunden auch stets Ihren Arbeitgeber. Wer sich seriös in Szene setzt, wirft dadurch ein entsprechend positives Bild auf sein gesamtes Umfeld – und umgekehrt.
Schwarz wird gemeinhin als ein Klassiker angesehen, mit dem man immer und überall gut gekleidet ist. Schwarz tragen wir aber auch bei traurigen Anlässen wie einer Beerdigung. Und nicht nur das: es war früher üblich, sich als trauernder Familienangehöriger auch noch längere Zeit nach dem Trauerfall in Schwarz zu hüllen. Dadurch wurde dem persönlichen Umfeld mitgeteilt, besondere Rücksicht zu nehmen und Distanz zu wahren. Darüber hinaus tragen Tag für Tag verschiedene Berufsgruppen Schwarz zur Schau: so zum Beispiel Schiedsrichter, Security-Angestellte, Richter oder Pfarrer. Diesen Berufsgruppen begegnen wir – sofern wir Ihnen in Ausübung ihres Amtes über den Weg laufen – nicht auf Augenhöhe, da ein eindeutiges Über-Unterordnungsverhältnis besteht. Aus diesen Gründen gilt Schwarz tendenziell als distanzierende und strenge Farbwahl. In Unternehmen gilt die Devise: Je höher die Position, umso dunkler die Kleidung. Manchmal ist Schwarz daher auch "zu viel des Guten“.
Dunkelblau wird unter anderem von Berufsgruppen wie dem Piloten, der Stewardess, einem Schiffskapitän, dem Schaffner, dem Chirurgen, dem Handwerker sowie bei der Polizei, Post, Feuerwehr und Marine getragen. Bei so viel Erfahrung mit Dunkelblau im Alltag ist es kein Wunder, dass diese Farbe als besonders seriös, zuverlässig, fachkompetent, loyal und auch als ein bisschen konservativ eingestuft wird. Es überrascht nun auch nicht mehr, das man in Branchen, in denen eigentlich Wahlfreiheit bei der Farbe der Kleidung gilt, sehr gern auf ein zuverlässiges Dunkelblau zurückgreift. Damit gehen so viele positive Assoziationen einher, dass man sich unter anderem im Bankwesen oder der Unternehmensberatung sehr gern darauf beruft.
Dunkelgrau gilt als seriöse Farbwahl, auch wenn darin nicht so viel Aussagekraft steckt, wie zuvor bei Dunkelblau festgestellt werden konnte. Diese Farbe wirkt ausgewogen, geradlinig, neutral und unaufdringlich und passt nahezu immer und überall. Damit man nicht aus Versehen zu einer grauen Maus wird, ist die Kombination mit frischen und lebendigen Farbakzenten besonders empfehlenswert.
Dunkelbraun ist eine Farbe, die – im Gegensatz zu früheren Zeiten – heutzutage problemlos im beruflichen Kontext getragen werden kann. Sie gilt als kommunikativ, sportlich, gesellig und freundlich, wenn auch nicht gerade als durchsetzungsstark. Beachten Sie die Devise: No brown after six. Bei Abendveranstaltungen nach 18 Uhr ist Dunkelbraun keine passende Wahl.
Beige wirkt souverän, elegant und edel. Wer eine höhere berufliche Position bekleidet, verwendet Beige am besten nur in Kombination – so zum Beispiel zum dunkelbraunen Anzug.
Pastelltöne wie hellblau oder hellrosa lockern auf und nehmen in Kombination (zum Beispiel als Hemd oder Bluse) den dunklen, gedeckten Farben die Strenge. Pastellige Farben wirken frisch, unbeschwert und sanft – zugleich jedoch auch harmlos und verletzlich. Meiden Sie daher Pastelltöne im Übermaß – sie schmälern Ihre Überzeugungskraft.
Weiß wirkt rein, frisch, klar und seriös und ist der klassische Kombinationspartner für die Bürokleidung. Achten Sie bei Weiß steht auf blickdichte Stoffe – ein durchgehend weißes Outfit fürs Büro ist jedoch nicht einmal im Hochsommer kniggelike.
Rot ist eine Farbe mit vielen Facetten: sie steht für Selbstbewusstsein, Aggressivität, Dominanz, Gefahr, Provokation und Aufregung. Sollten Sie in einer Situation durchgreifen und auf den Tisch hauen wollen, so ist eine autoritäre Kombination aus schwarzem Anzug, weißem Hemd und roter Krawatte sicherlich eine gute Wahl. Sollten Sie dagegen leise Töne anstreben, spräche diese Kombination eine ganz andere Sprache. Rot daher besser nur in Maßen und als kleinen Farbtupfer einsetzen.
Durch die Wahl der Kleidungsfarbe kann man dem eigenen Erscheinungsbild Autorität, Fachkompetenz, Zuverlässigkeit und Überzeugungskraft oder auch Sanftheit, Freundlichkeit und Umgänglichkeit verleihen. Kombinationen mit Pastelltönen wirken sanfter als harte Kombinationen mit klarem Weiß. Auflockerung entsteht nicht zwingend nur dadurch, dass man anstelle des Anzugs eine Kombination mit Jeans trägt oder das Sakko ablegt. Durch die entsprechende Farbwahl und Farbkombination kann man sehr gut gekleidet sein – ohne dabei ungewollt Distanzen zu schaffen.
Kontakt: kontakt@carolin-luedemann.de; www.carolin-luedemann.de