
Umbauprojekt Aniko:
Familienfehde bremst Milliarden-Invest von Aldi Nord aus
Aldi Nord will seine Filialen modernisieren und nimmt für das Umbauprojekt "Aniko" Milliarden in die Hand. Doch Streit in der Familie könnte die Pläne ausbremsen.

Foto: Aldi Nord
Aldi Nord will schöner werden. Mehr als fünf Milliarden Euro will der Discounter in die Hand nehmen und seine Filialen in der ganzen Welt heller, freundlicher und großzügiger gestalten. Weg vom kargen Neonlicht und den Holzpaletten der Vergangenheit - hin zu einer gemütlichen Einkaufsatmosphäre mit mehr frischem Obst und Gemüse, einer großen Auswahl an Backwaren und einem Kaffeeautomaten für den kleinen Durst des Kunden. In einer Filiale in Herten kann man sehen, wie sich Aldi Nord seine Märkte der Zukunft vorstellt.
Das Umbauprojekt heißt Aniko. Es sei "eine der bedeutendsten unternehmerischen Entscheidungen in der Geschichte von Aldi-Nord", erklärte Theo Albrecht junior, Sohn des Unternehmensgründers, der Deutschen Presse-Agentur. Doch es gibt ein Problem. Insider befürchten, dass das Milliardenprojekt in den Familienstreit hineingezogen werden könnte, der seit geraumer Zeit zwischen den Erben des Discountriesen tobt. Die "Bild am Sonntag" titelte in ihrer jüngsten Ausgabe bereits "Erben gefährden Milliarden-Projekt für neue Aldi-Läden".
Drei Stiftungen haben das Sagen
Dass das überhaupt denkbar ist, liegt an der etwas komplizierten Eigentümerstruktur bei Aldi Nord. Das Unternehmen ist im Besitz von drei Stiftungen: der Markus-, der Lukas- und der Jakobus-Stiftung. Die Markus- und die Lukas-Stiftung werden von der Gründer-Witwe Cilly Albrecht und ihrem Sohn Theo Albrecht Junior kontrolliert. Bei der Jakobus-Stiftung haben die Witwe des zweiten Gründersohns Berthold, Babette Albrecht, und ihre Kinder das Sagen. Investitionen können von den Stiftungen nur einstimmig freigegeben werden.
Das Problem: Die beiden Familienstämme sind sich seit langem nicht mehr grün und kämpfen sogar vor Gericht um die Macht im Unternehmen. Bislang hat das die Geschäfte bei Aldi Nord nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil: Zwischen April 2016 und April 1017 wuchs der Discounter nach Zahlen des Marktforschers GfK so schnell wie kein anderer Billiganbieter in Deutschland. Um mehr als zehn Prozent erhöhten sich demnach die Ausgaben der Verbraucher bei dem Discounter.
"Ist man dann noch ein Discounter?"
Doch das könnte sich nun ändern, befürchten Insider. Das größte Investitionsprojekt in der Firmengeschichte drohe sich zu verzögern, weil die Jakobus-Stiftung noch nicht zugestimmt habe, heißt es in Unternehmenskreisen. Dabei könne es sich Aldi Nord in dem harten Wettbewerb der Branche nicht leisten, sein Modernisierungstempo zu bremsen, warnt ein Insider. Tatsächlich ist der Wettbewerb im Lebensmittelhandel hart. Die Wettbewerber beobachten sich gegenseitig genau und sind jederzeit bereit, erfolgreiche Innovationen der Konkurrenten zu kopieren. Niemand darf sich deshalb auf vergangenen Lorbeeren ausruhen.
Der Rechtsanwalt von Babette Albrecht, Andreas Urban, weist den Vorwurf, das Unternehmen auszubremsen, allerdings entschieden zurück. "Es ist unrichtig, dass irgendetwas verhindert wird."
Der Vorstand der Jakobus-Stiftung werde entscheiden, sobald alle notwendigen Informationen dafür vorlägen. Dies sei jedoch derzeit noch nicht der Fall. "Wir können nicht auf Basis unvollständiger Informationen entscheiden. Es geht ja um viel Geld", sagte Urban. Grundsätzlich sei man für Investitionen. Doch müsse auch geprüft werden, wie sich ein solches Milliardenprogramm auf die Kostenstruktur auswirke. "Wir sind ein Discounter - ist man dann noch ein Discounter? Da gibt es offene Fragen." (dpa)