Das Problem: Die beiden Familienstämme sind sich seit langem nicht mehr grün und kämpfen sogar vor Gericht um die Macht im Unternehmen. Bislang hat das die Geschäfte bei Aldi Nord nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil: Zwischen April 2016 und April 1017 wuchs der Discounter nach Zahlen des Marktforschers GfK so schnell wie kein anderer Billiganbieter in Deutschland. Um mehr als zehn Prozent erhöhten sich demnach die Ausgaben der Verbraucher bei dem Discounter.

"Ist man dann noch ein Discounter?"

Doch das könnte sich nun ändern, befürchten Insider. Das größte Investitionsprojekt in der Firmengeschichte drohe sich zu verzögern, weil die Jakobus-Stiftung noch nicht zugestimmt habe, heißt es in Unternehmenskreisen. Dabei könne es sich Aldi Nord in dem harten Wettbewerb der Branche nicht leisten, sein Modernisierungstempo zu bremsen, warnt ein Insider. Tatsächlich ist der Wettbewerb im Lebensmittelhandel hart. Die Wettbewerber beobachten sich gegenseitig genau und sind jederzeit bereit, erfolgreiche Innovationen der Konkurrenten zu kopieren. Niemand darf sich deshalb auf vergangenen Lorbeeren ausruhen.

Der Rechtsanwalt von Babette Albrecht, Andreas Urban, weist den Vorwurf, das Unternehmen auszubremsen, allerdings entschieden zurück. "Es ist unrichtig, dass irgendetwas verhindert wird."

Der Vorstand der Jakobus-Stiftung werde entscheiden, sobald alle notwendigen Informationen dafür vorlägen. Dies sei jedoch derzeit noch nicht der Fall. "Wir können nicht auf Basis unvollständiger Informationen entscheiden. Es geht ja um viel Geld", sagte Urban. Grundsätzlich sei man für Investitionen. Doch müsse auch geprüft werden, wie sich ein solches Milliardenprogramm auf die Kostenstruktur auswirke. "Wir sind ein Discounter - ist man dann noch ein Discounter? Da gibt es offene Fragen." (dpa)


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Autor: W&V Redaktion

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