Falsche Abo-Zahlen: Razzia bei Ex-Premiere-Chef Kofler
Die Staatsanwaltschaft hat am Mittwoch Georg Koflers Räume durchsucht. Es geht immer noch um den Verdacht auf Anlagebetrug: Hat Kofler in seiner Zeit als Premiere-CEO die Abo-Zahlen geschönt?
Der ehemalige Premiere-Chef Georg Kofler ist wegen möglicherweise überhöhter Abo-Zahlen bei dem Abo-TV-Plattform ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Die Ermittler haben am Mittwoch Wohnungen und Büros in der Umgebung von München, anderen Bundesländern und in Luxemburg durchsucht, wie der "Bayerische Rundfunk” meldet und Kofler durch ein Statement bestätigt.
Darin weist Kofler die Vorwürfe zurück. "Die Vorwürfe hinter den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind haltlos. Ich stelle unverändert fest: Premiere hat während meiner Amtszeit stets korrekt berichtet”, sagt er laut Mitteilung. Das Oberlandesgericht München habe als letzte Instanz in einem Beschluss (7 U 4999/10), der im März 2011 ergangen sei explizit darauf hingewiesen, dass es "keinen Anlass gibt, den verwendeten Abonnentenbegriff als fehlerhaft zu bezeichnen", so Georg Kofler.
Die Staatsanwälte gehen in dem Verfahren dem Verdacht des Anlagebetrugs nach.. Insgesamt wird laut Staatsanwaltschaft gegen drei Beschuldigte wegen Kapitalanlagebetrugs, Marktmanipulation und unrichtiger Darstellung ermittelt. Die Untersuchungen sind bereits seit 2008 im Gange. Parallel dazu ist über lange Monate hinweg ein Zivilverfahren wegen Schadensersatzansprüchen gelaufen; dabei hat das heutige Sky Kofler und seinen Nachfolger Michael Börnicke beigeladen. Das Verfahren ist Anfang des Jahres von Sky nach einem Vergleich mit institutionellen Anlegern zu den Akten gelegt worden.
Für den an große Erfolge gewöhnten Georg Kofler ist die Razzia ein weiterer Tiefschlag, nachdem Anfang des Jahres sein Energie-Club wegen Mitgliedermangels auf Eis gelegt worden ist.
Premiere hat nach der Übernahme durch Rupert Murdoch im Herbst 2008 eingeräumt, unter den früheren CEOs Kofler und Börnicke mehr als drei Millionen Abonnenten genannt zu haben, obwohl es nur 2,4 Millionen gewesen seien. Die Aktie brach in Folge um gut die Hälfte ein, Anleger sahen sich geschädigt.