Produktionsbranche:
Ex-RTL-Mann Züll räumt bei Studio Hamburg auf
Studio Hamburg will die Park Studios in Potsdam kaufen. Damit will der neue Geschäftsführer Johannes Züll den Standort Berlin Adlershof wieder in die Gewinnzone steuern. Ein seit einem Jahr geplanter Verkauf von Adlershof ist somit vom Tisch.
Der geplante Verkauf des Studios Berlin Adlershof ist endgültig vom Tisch. Der neue Studio Hamburg-Chef Johannes Züll will an dem Standort weiter festhalten und durch den Erwerb des operativen Geschäfts der nahegelegenen Park Studio GmbH in Potsdam die Auslastung und damit die Ertragslage der Studios in Adlershof verbessern. Der Erwerb der Park Studios ist rückwirkend für den 1. Januar geplant und steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch das Kartellamt, erklärt Studio Hamburg.
Die Park Studios arbeiten für verschiedene Auftraggeber -unter anderem für Brainpool. Der Potsdamer Produktionsdienstleister erwirtschaftet bei einem Umsatz von fünf bis sechs Millionen Euro einen Gewinn. Eigentümer der Studios ist Jörg Weiland, der sich aus Altersgründen aus dem Unternehmen zurückziehen will. Dies kommt Züll gelegen, um die defizitären Studios in Berlin Adlershof endlich wirtschaftlich in den Griff zu bekommen. "Wir freuen uns, mit den Park Studios einen etablierten und professionellen Produktionsdienstleister als Teil der Studio Hamburg-Gruppe gewinnen zu können", sagt Züll.
Damit bekommt der ehemalige RTL-Mann eines seiner größten Probleme in der Studio Hamburg-Gruppe in den Griff. Denn Studio Adlershof wie auch viele andere Studios leiden unter dem scharfen Wettbewerb. Überkapazitäten sowie immer knappere Budgets der Sender bereiten den Produktionsfirmen erhebliche Probleme. Studio Hamburg hatte sich deshalb Anfang vergangenen Jahres entschlossen, den Standort in der Hauptstadt zu veräußern. Doch angesichts des hart umkämpften Marktes standen hier die Investoren nicht Schlange. Eine andere Nutzung der attraktiven Immobilien zum Katastrophen-Flughafen BER war aber offenbar zu schwierig.
Mit dem Übernahme der Park Studios ändert sich auch die Geschäftsführung am Standort Berlin. Künftig sind der jetzige Park Studio-Geschäftsführer Nick Zimmermann sowie der Studio-Berlin-Geschäftsführer Mike Krüger für den Hauptstadt-Standort verantwortlich. Hierzu zählt auch das Studio Berlin Broadcast (SBB). Goetz Hoefer, der bislang mit Krüger die Studios in Berlin verantwortete, scheidet aus dem Unternehmen aus - und dies auf eigenen Wünsch.
Züll gilt in der Branche als harter Sanierer. Er war Chef der kroatischen RTL-Tochter RTL Televizija. Hier gelang es ihm trotz schwieriger Voraussetzungen, den Sender wieder profitabel zu machen. Für RTL sanierte er bereits RTL Interactive und den Nachrichtensender n-tv. Züll hatte den glücklosen Studio-Hamburg-Chef Carl Bergengruen abgelöst, der an dem Umbau der TV-Produktionsgesellschaft gescheitert war. Jetzt ist Bergengruen Chef der Filmförderung in Baden-Württemberg und entscheidet über staatliche Fördergelder für Kinoprojekte.
Die jetzige Neuausrichtung des Standortes Berlin ist ein Teil eines Maßnahmenpaktes, mit dem Züll die Studio Hamburg-Gruppe 2015 wieder in die Gewinnzone steuern will. Studio Hamburg hatte in den vergangenen drei Jahren Verluste geschrieben. 2012 erzielte die Gruppe einen Fehlbetrag von 13 Millionern Euro, 2013 von rund zehn Millionen. Auch 2014 soll ein Verlust angefallen sein, aber nur noch minimal.
Nähere Einzelheiten zu den Umbauplänen des Studio Hamburg-Chefs lesen Sie in der kommenden Printausgabe des W&V-Schwestertitels "Kontakter", der nächsten Donnerstag (15.01.) erscheint. Abo?