Ex-"Stern"-Chef Jürgs mokiert sich über Buchholz
Was hält eigentlich Michael Jürgs von den Querelen bei Gruner + Jahr? W&V-Korrespondent Gregory Lipinski hat mit dem früheren "Stern"-Chefredakteur und Bestseller-Autor gesprochen.
Die Redaktionsbeiräte von „Stern“, „Geo“ sowie der „Brigitte“, die in einem Brandbrief Gruner + Jahr-Chef Bernd Buchholz heftig angegriffen haben, bekommen Rückendeckung vom früheren „Stern“-Chefredakteur Michael Jürgs.
„Es war höchste Zeit, dass die Redaktionsbeiräte ihre Kritik geäußert haben. Dies hätten zwar schon die Redakteure tun können. Die Redaktionsbeiräte sind hierfür aber die richtigen Vertreter“, so der Journalist zu W&V. Er hält die Kritik der Beiräte an dem Sparkurs der Bertelsmann-Tochter für gerechtfertigt: „Ohne die journalistische Leistung müssten die Manager Nähmaschinen verkaufen. Also sollten die die Software ehren.“ Der Journalist, der unter anderem eine Biografie über Axel Springer („Der Verleger“) verfasst hat, war von 1986 bis 1990 Chefredakteur des „Stern“, seine Stimme hat Gewicht.
Die G+J-Redakteure hatten Buchholz vorgeworfen, „Arbeitsplatzsicherung“ für den eigenen Job zu betreiben, da er sich den Renditezielen der Gesellschafter beuge, die die Beiräte derzeit für unrealistisch halten. Bei G+J geht die Angst um, dass nach dem Jobabbau in der Living-Gruppe („Schöner Wohnen“, „Essen & Trinken“ etc.) jetzt Flaggschiffe wie „Stern“ oder „Brigitte“ dran sind. Buchholz empfindet die Kritik als „ehrabschneidend“ und fordert eine Entschuldigung – sie gilt als wenig wahrscheinlich.
Jürgs rät Buchholz, diese nicht einzufordern: „Wenn der G+J-Vorstand souverän ist, würde er nicht auf einer Entschuldigung bestehen.“ Der Mehrheitsgesellschafter, der Bertelsmann-Konzern, hält hingegen zu Buchholz: „Der Vorstand von Gruner + Jahr hat vollumfänglich die Unterstützung von Bertelsmann“, betont ein Konzernsprecher.