Ich finde, Sie hätten das weiter machen sollen.

Ja, eben und was danach kam war doch nicht so gut, wie das, was ich gemacht habe. Das sollte ihnen doch eine Lehre sein und dann sollten sie doch nicht denselben Fehler wieder machen.

Waren Sie nie Gottschalk-Fan? Auch nicht in früheren Jahren?

Ich kann den Gottschalk ganz gut leiden. Ich hab ihm ja damals in meiner ZDF-Rundum-Kritik auch einen übergebraten. Hab mich aber sofort bei ihm entschuldigt. Er ist ja eigentlich ein netter Kerl. Aber die Art wie er so moderiert und hampelt und macht ist mir immer ein bisschen zu viel. Aber ich glaube, er ist nett.

Aber Ihre Empfehlung fürs ZDF?

Ich habe gar keine. Ich würde sagen: die Sendung lassen.

Ist es wirklich so, dass Sie es mögen, Krach an allen Ecken und Enden?

Nein ich will nicht Krach, aber ich will Ehrlichkeit, ich will Gradheit. Mein Krach mit dem ZDF war ja auch hinter den Kulissen schon länger, dass ich gekämpft hab für eine bessere Sendezeit. Es ist doch idiotisch eine Sendung die so erfolgreich ist und einfache Menschen zum Lesen bringen will, um 23 Uhr zu machen. Ich habe immer gesagt gebt mir irgendeinen Platz um neun, das muss doch möglich sein sechsmal im Jahr eine halbe Stunde. Und das war nicht möglich. Und dann bin ich ausgerastet und hab mir durch meine Undiplomatie alles verdorben.

Was haben Sie gesagt – Fernsehen ist jämmerlich, verblödet ...?

Schmeißt mich doch raus, bei Euch will ich doch gar nicht arbeiten, mit euch Blödmännern. Ja –haben sie dann gemacht. Recht hatten sie. Ich hab mich danach entschuldigt und gesagt, das tut mir jetzt leid, jetzt arbeiten wir mal vernünftig weiter – da war nichts mehr zu machen.

Würden Sie es diesmal anders machen?

Ja. Diplomatischer.

Wenn Sie jetzt kämen, die Leute vom ZDF und sagen würden „Elke hier“...

Die kommen nicht. Sie kennen die nicht, ich kenn die. Diese Onkels kommen nicht, nein, nein.

Aber es kommen ja irgendwann andere Onkels.

Nein, derselbe Onkel wird jetzt Intendant. Die kommen nicht. Aber es ist so, dass ich jetzt gar nicht könnte. Denn ich habe meine Edition, ich gebe Musikbücher heraus und das ist eine große Verantwortung und riesige Arbeit. Ich gebe im Jahr acht bis zehn Bücher heraus die sich mit Musik beschäftigen, in meiner eigenen Edition, die meinen Namen trägt, bei Bertelsmann und das ist richtig viel Arbeit, das ist Knochenarbeit, da sitz ich dran und da kann man gar nix nebenher machen.

Sie sind schon noch ein bisschen zornig, oder?

Ich bin auch zornig auf mich selber. Aber auch auf die. Ich finde, eine so erfolgreiche Sendung, die so gut, genau auf den Punkt gebracht hat, Leute ans Lesen zu kriegen – sechs Jahre lang – die schmeißt man nicht einfach weg, weil die Dame einmal frech war. Ich war frech

Eine Million Zuschauer im Schnitt um 23 Uhr?

Am Anfang zwei, dann immer etwas über eine Million noch.

Harald Schmidt wäre froh, wenn er so viel hätte.

Ja, und um neun hätte ich drei Millionen gehabt. Ich weiß es, ich hätte sie alle gekriegt. Aber es war nichts zu machen mit denen. Und ich war so wütend und als dann dieser blöde Abend kam, dieser Fernsehabend mit Reich-Ranitzki, da war ich es leid. Da bin ich explodiert. Da musste es raus.

Werden Sie mit zunehmenden Alter milder?

Ich denke manchmal, ich werde milder und dann liege ich im Bett und denke: 'Nee, Elke, auf mild ist auch geschissen. Was blöd ist, muss weiterhin auch als blöd benannt werden. Aber etwas milder werde ich.

Die komplette Sendung kann als Podcast heruntergeladen werden. In dem Gespräch berichtet Elke Heidenreich auch über ihr neuestes Buchprojekt, ihre schwierige Kindheit und ihre Lust am Streiten.