Thomas Ebeling verlässt ProSiebenSat1:
Ein neuer CEO muss her – und zwar schnell
Die Ankündigung von Ebelings Ausscheiden im Februar hat die Aktie von ProSiebenSat.1 beflügelt. Ebenso die Gerüchte um Übernahmespekulationen. Ein Analyst erklärt, warum die Aktie dennoch schon bald aus dem Dax fliegen könnte. Außerdem: Welche Sparmaßnahmen geplant sind.
Vor zwei Jahren hätte die Äußerung von CEO Thomas Ebeling über die Zuschauer von ProSieben Sat.1 zwar hier und da Reaktionen hervorgerufen, aber anschließend wäre man vermutlich wieder zur Tagesordnung übergegangen. Damals galt der ehemalige Pharmamanager noch als einer der erfolgreichsten Medien-Konzern-Lenker Europas. Was früher dynamisch wirkte, wirkte zuletzt hektisch. Die Rahmenbedingungen sind jetzt andere. Vieles hängt an der Entwicklung der Senderquoten und damit der Brutto-Werbeumsätze. Diese liegen laut Nielsen im Zeitraum Januar bis einschließlich September 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei SevenOne Media bei einem Minus von 4,3 Prozent.
Weiteres Ungemach droht aus Frankfurt: Am 5. Dezember, etwa um 22 Uhr schlägt für den Konzern die Schicksalsstunde. Dann entscheidet die Deutsche Börse, ob ProSiebenSat.1 aus dem DAX absteigt. Der Aktienstratege Uwe Streich von der LBBW sieht daher ein gewisses Risiko, "dass der Wert aus dem DAX fliegt“. Vor einigen Monaten sei ProSiebenSat.1 noch auf Platz 38 der Index-Rangliste gewesen, jetzt rangiere der Unterföhringer Konzern auf Platz 45. Maßgeblich ist bei der Einschätzung neben dem Handelsvolumen die streubesitzgewichtetete Marktkapitalisierung. Schon im Sommer stand zu befürchten, dass die Aktie aus dem Index fliegt. Inzwischen haben sich die Zahlen weiter verschlechtert. „Fällt der Wert jedoch auf Platz 46, dann ist er raus“, sagt Streich.
Was dem Konzern jetzt noch helfen kann? „Ein neuer CEO, dem man diese komplexe Führungsaufgabe zutraut“, sagt Streich. Die Ankündigung von Ebelings Ausscheiden im Februar hat die Aktie bereits um zehn Prozent beflügelt, so der Analyst. Streich erwartete daher, dass ProSiebenSat.1 nochmals „mit einem blauen Auge davonkommt“. Doch die Diskussion um den Exit wäre dann nur auf Februar aufgeschoben, nicht aufgehoben. Für die Aktie hätte ein Ausscheiden nach dem sogenannten Fast-Exit-Verfahren enorme Auswirkungen: „Werte außerhalb des DAX entwickeln sich im Normalfall schlechter als der Markt“, sagt Streich.
ProSiebenSat.1 ein Übernahmekandidat?
Beflügelt haben den Kurs in den letzten drei bis vier Tagen auch Gerüchte um Übernahmespekulationen. Laut der Liberum-Analystin Annick Maas könnte ProSiebenSat.1 nach den Kursverlusten der vergangenen Monate zu einem Übernahmeziel werden. Die Expertin nannte das US-Fernsehnetwork NBCUniversal als Kandidaten. Hilfreich sei auch der vorzeitige Rücktritt Ebelings, meinte sie. Auch Discovery wird als Interessent immer wieder mal genannt. Das wird hierzulande anders gesehen: Die Analystin der Commerzbank in Frankfurt, Sonia Rabussier, hält eine Übernahme durch US-Konzerne für unwahrscheinlich. „Es wäre der Einstieg in einen sehr lokalen Markt“, sagt Rabussier. „Damit lassen sich keine Synergien schaffen“. Das Argument, Discovery könne durchaus reichweitenstarke Plattformen für den teuer eingekauften Sportcontent brauchen, kontert sie mit dem Argument: „Mit Sport lässt sich im deutschen Privat-TV kein Geld verdienen.“
Drohender Stellenabbau
Ebeling baut unterdessen weiter an der Drei-Säulen-Struktur und lotet gleichzeitig Einsparungspotenzial im Konzern aus. Von einem drohenden Stellenabbau ist zu hören. Es kursieren unterschiedliche Zahlen über den Umfang des Abbaus. Die angepeilte Richtschnur liegt wohl bei 20 Prozent der Belegschaft. Eine Zahl, die intern kommuniziert wurde. Es werde wohl in erster Linie die Bereiche TV, Sales und Holding treffen. Eine Konzern-Sprecherin möchte die genannte Zahl gegenüber W&V nicht kommentieren. Man sei längst noch nicht soweit, konkrete Aussagen zu machen. „Die Kosteneffiziensprogramme haben noch nicht gestartet“, so die Sprecherin. Das eingesparte Volumen solle dann aber ins TV-Geschäft investiert werden. Neben den Personaleinsparungen sind auch Einsparungen von 120 Mio Euro bei den Betriebskosten geplant – und zwar konzernübergreifend.
Kleines Detail am Rande: Vor zwei Wochen machte eine Mail in der Branche die Runde, die Inhaber von Dienstfahrzeugen erhalten haben: Sie wurden aufgefordert, mit ihren Dienstfahrzeugen nicht mehr am Morgen, wenn der Sprit am teuersten ist, zu tanken, und vor allem nicht mehr an den Premiumtankstellen wie Shell, Esso oder Aral.