
Ein Fall für Cordula Stratmann: Die TV-Kritik
Cordula Stratmann bietet in ihrer ersten Filmrolle als nassforsche Miss Marple wenig Überraschendes - aber das ist wenigstens witzig und in bester Stratmann-Manier, findet W&V-Online-Redakteurin Petra Schwegler.
Wo Cordula Stratmann draufsteht, ist auch Cordula Stratmann drin. So hat der Zuschauer beim Film-Debüt der mit der Sat.1-Impro-Show "Schillerstraße" bekannt gewordenen Komikerin mit dem ARD-Streifen "Ein Fall für Fingerhut" am Donnerstagabend gewohnt kauzige Kommentare abbekommen. Als Miss-Marple-Erbin und nassforsche Hobbydetektivin auf Mörderjagd gibt Carla Fingerhut Weisheiten von sich wie diese: "Wenn eine Hand tot ist, ist der Rest mit tot." oder "Der Buchsbaum ist objektiv." Als Zeugin im Mordfall im Mühlengrund macht sie auch keine einfache Aussage, sondern bietet dem Kommissar alias Götz Schubert einen "Scherenschnitt" des Täters an. In der Pathologie dann großes Erstaunen beim Anblick der Leiche: "Ich denke, die haben immer einen Zettel am Zeh?"
Die ARD-Krimikomödie fügt dem TV-Genre Krimikomödie kaum Neues hinzu, reiht aber das Machbare gekonnt aneinander. Es fehlt weder an Wortwitz noch am verwunschenen Wasserschloss, das Ort von Carla Fingerhuts vorwitzigen Ermittlungen ist. In Miss-Marple-Art rümpft Stratmann gekonnt die Nase, wenn sie eine Spur des Mörders wähnt. Selbst dramatische Szenen an der gewitterumtosten Ballustrade gehen nicht ab. Witizige Dialoge im weichgespülten Flirtseminar und eine sehr energische Gärtnerin Carla unterhalten gut im harmlosen öffentlich-rechtlichen Stil - auch wenn das TV-Movie dann doch mehr zur Komödie als zum Krimi gereicht. Da hilft am ehesten noch der Schluss, als ein fanatischer Antiquitätensammler als Mörder entlarvt wird.
Das Erste überlegt, Carla Fingerhut in Reihe gehen zu lassen. Wenn sie sich von dem Krimispaß hohe Marktanteile beim Gesamtpublikum verspricht, ist das auch gut so: 4,38 Mio Zuschauer ab drei Jahren haben sich mit Stratmann amüsiert, dagegen aber nur 930.000 Werberelevante (7,1 Prozent Marktanteil). Die haben am Donnerstag eher bei Sat.1 und Fußball oder bei Heidi Klums ProSieben-Show "Germany's next Topmodel" verharrt - wobei letzteres mit einem Marktanteil von 17,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen schlechter dasteht als in der Vorwoche bzw. als in den vorhergehenden Staffeln.