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Ein Besuch in der Microsoft-Zentrale in Redmond
Microsofts Hauptsitz liegt nicht im Silicon Valley. Dennoch ist der Campus sehenswert. W&V-Chefredakteur Jochen Kalka war in Redmond.

Foto: Microsoft
Der Microsoft Campus besteht aus knapp 100 Gebäuden auf 200 Hektar, ist mitten im Wald und wirkt mit seinem mutlosen Design mit einigen Holzelementen wie eine Ansammlung moderner Altenheime im Spessart. Die Hälfte der weltweit 114.000 Mitarbeiter werkelt hier, es gibt eigene Buslinien und E-Taxis um von Besprechung zu Besprechung zu gelangen. Das sind Eindrücke aus einer VDZ-Publisher-Tour zu den digitalen Hotspots in Seattle und im Silicon Valley.
Im Innern der Microsoft-Gebäude sieht es fortschrittlicher aus: Besucher werden mit Show-Effekten überrascht, einem digitalen Wasserfall, einer 3D-Kartographie, einem animierten Cockpit und einer komplett futuristisch eingerichteten Wohnung. Das heißt, eigentlich sehen Küche und Wohnzimmer mit ihrem Ahornparkett aus wie im Ikea-Katalog. Postmaterialistische Syntagmen aus Naturstoffen – angereichert mit Hypertechnologie. Ein interaktives Pinnboard bestellt präventiv Konzert-Tickets, die Vernetzung mit den Familienmitgliedern läuft automatisiert, in der Küche werden Pflanzen computerkontrolliert angebaut, Einkaufslisten werden erstellt und jedes Bild an der Wand ist zugleich auch Bild-Schirm.
Futuristisches Büro: Schreibtisch als Screen
Noch extremer im Wohnzimmer, wo ganze Wände zum interaktiven Screen werden, so dass Kinder die Wände virtuell bemalen können und bei Videos und Filmen ein 360-Grad-Panorama-Effekt entstehen kann. Das ist schon beeindruckend. Da sucht man geradezu Halt – und findet ihn womöglich bei den herumliegenden Zeitschriften oder den 21 Büchern, darunter "The Human Face of Big Data" oder, kein Scherz: "How to Drink".
Der fließende Übergang zum futuristischen Büro, das Microsoft hier auch vorstellt. Ein Computer steht hier nicht mehr auf dem Schreibtisch, denn: Die ganze Arbeitsplatte ist ein riesiger Tablet-PC. Eigentlich logisch. Auch Flipcharts sind interaktive Bildschirme, die mit anderen Konferenzräumen vernetzt werden können – und während einer Sitzung, die natürlich mit 360-Grad-Video so aus mehreren Standorten übertragen wird, dass man das Gefühl hat, im gleichen Raum zu sein, lassen sich Entwürfe, Zeichnungen, Unterlagen von allen Beteiligten während der Besprechung modifizieren. Das Ganze verknüpft mit den Sprachwundern Cortana und Alexa.
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