Empörung im Social Web:
Edeka und Jung von Matt produzieren Muttertags-Skandal
Zum Muttertag veröffentlichen Edeka und die Agentur Jung von Matt einen Werbespot, der Mütter wie Väter in die Pfanne haut. Warum?
Die Abrufzahlen sind gut: Man könnte durchaus sagen, dass hunderttausende Klicks, die der Edeka-Spot zum Muttertag binnen Stunden erzielt hat, auf einen Viralhit deuten. Allerdings dürfte die Reichweite viel damit zu tun haben, dass der Film auf viele Zuschauer offenbar denselben Eindruck macht wie eine Arschbombe in den gut gefüllten Fettnapf. Kalkulierter Shitstorm zur Reichweitensteigerung?
Das entkräftet Edeka nicht. Auf Anfrage von W&V (und mittlerweile auch auf Facebook) schreibt Edeka: "Mit dem Film möchten wir Väter keinesfalls schlecht darstellen, sondern etwas überspitzt und auf humorvolle Art und Weise allen Müttern anlässlich des Muttertags Danke sagen." Ein Edeka-Sprecher ergänzt: "Wir freuen uns, dass das Video auf eine hohe Resonanz stößt."
Zu einem hohen Preis, wie es scheint:
Der Film dankt zwar Mama ("dem wichtigsten Menschen der Welt") - doch er stellt dafür rund eine Minute lang Väter als unfähige, unsensible, hässliche Trampel dar. Und endet mit "Danke Mama, dass du nicht Papa bist". Das würdigt nicht nur Väter herab, sondern Mütter gleichermaßen: Immerhin bleibt ja die Schlussfolgerung, dass die Aufgaben rund um die Pflege und Betreuung der Kinder nur Mama wirklich draufhat.
Der Film wird auf Youtube und Facebook sowie in ausgewählten Kinos diese Woche gezeigt. Dahinter steht Edekas Betreuer Jung von Matt/Next Alster. Produktion: Tempomedia.
Kalkulierter Aufreger also oder Ausrutscher? Bei Werbeprofis wie denen von Edeka und ihrer Agentur Jung von Matt ist Letzteres kaum vorstellbar. Dass beide keine Angst haben, auch mal anzuecken, ist bekannt. So weit danebengegangen ist das allerdings bislang nicht. Den einsamen Opa im Weihnachtsspot 2015 fanden auch viele daneben. Da konnte man aber bei aller Provokation auch die Botschaft dahinter erkennen. Übrig blieb eine Geschmacksfrage. Das ist hier anders.
Die Ironie, Edeka einmal gutwillig unterstellt, hätte durchaus funktionieren können. Im ersten Teil des Films - in dem die Bilder die positiven Aussagen der Kinder aus dem Off mit den Bildern von Versagen (vollkommen menschlich) konterkarieren. Mit dem Claim am Ende aber bleibt ein schaler Beigeschmack. Als Vatertagsspot mit einem Dank für Papa wäre die Serie der gezeigten väterlichen Patzer vielleicht ganz gut durchgegangen. Aber "Danke Mama, dass du nicht Papa bist"? Ernsthaft?
Viele Nutzer im Social Web sind aufgebracht: Sowohl bei Youtube als auch bei Facebook und Twitter wird die Darstellung deutlich kritisiert. Einige Nutzer verstehen zwar, dass das wohl Ironie sein soll - fühlen sich aber dennoch unwohl mit dem Film.
Andere sind sauer und finden den Werbefilm respektlos. Von "Griff ins Klo" und "Männerhass" ist ebenso die Rede wie von einem Edeka-Boykott.
Einige wenige - vor allem bei Facebook - amüsiert der Muttertagsspot aber auch.
Darauf reagiert hat Edeka bei Facebook mit ein paar lustigen Gifs, die die positiven Kommentare der Nutzer begleiten.