
Durchbruch bei Grossoverhandlungen
In der vergangenen Nacht hat der Grossovorstand in den Margenverhandlungen fast drei Wochen nach Ablauf der eigentlichen Frist einen Durchbruch erzielt. Gruner+Jahr, WAZ und der Nationalvertrieb MZV haben eine modifizierte Spannentabelle unterschrieben.
In der vergangenen Nacht hat der Grossovorstand in den Margenverhandlungen fast drei Wochen nach Ablauf der eigentlichen Frist einen Durchbruch erzielt. Gruner+Jahr, WAZ und der Nationalvertrieb MZV haben eine modifizierte Spannentabelle unterschrieben. Es wird erwartet, dass bald auch Verlage wie Ehapa und Delius-Klasing sich der Branchenvereinbarung anschließen. Vor zwei Wochen hatten schon Springer, Spiegel, Burda, und der Jahreszeitenverlag unterschrieben.
Das Grosso hat noch einmal nachgebessert und ging dabei im Wesentlichen auf die Forderungen von DPV-Geschäftsführer Olaf Conradt ein. Für kleinere Auflagen bis 10.000 Euro wurde eine weitere Rabattstufe eingeführt, hochpreisige Monatsmagazine und 14-tägliche Titel sowie Sonderhefte werden bei der Rabattierung nun deutlich besser gestellt.
Die rückläufige Auflagenentwicklung im Zeitschriftenmarkt wird bei der jährlichen Anpassung der Spannentabelle zu gut 50 Prozent berücksichtigt. Die Vereinbarungen gelten rückwirkend zum 1. März 2009. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre.
Die Vereinbarung dürfte das Grosso noch einmal deutlich mehr kosten als ursprünglich eingeplant: 50 Millionen Euro, so die Schätzung, wandern von den Taschen der Grossisten in die der Verlage. Damit kommt trotz der Erleichterung über das Ende der Verhandlungen keine Freude auf. Kai-Christian Albrecht, Geschäftsführer des Grossoverbands: "Der Schaden ist immens und die Folgen für das Grosso nicht abschätzbar." Der Konzentrationsdruck werde weiter zunehmen.
Einzig der Bauer Verlag hat noch nicht unterschrieben. Über die Konditionen gibt es zwar keinen Dissens. Doch den Verlag störe eine Passage im Vertragswerk, die sich ausdrücklich auf die gemeinsame Erklärung und des darin enthaltene Alleinauslieferungsrecht der Grossisten in ihrem jeweiligen Gebiet bezieht, heißt es.
Bauer hat den Grossisten Mügge und Grade in Stade und Elmshorn gekündigt und liefert seine Titel dort über den hauseigenen Vertrieb PVN aus. Auch der Bauer-Nationalvertrieb VU soll planen, seine Titel künftig über die PVN auszuliefern. "Da geht es um systemische Fragen", kommentiert Albrecht.
68 Einzelhandelsgeschäfte, darunter auch Aldi, akzeptieren die Belieferung von zwei verschiedenen Grossisten aber nicht und verzichten auf die Bauer-Titel. Die Branche befürchtet nun, Bauer könne den Händlern monetäre Zugeständnisse machen, um dennoch in die Regale zu kommen.
Solche möglichen Sündenfälle und andere Systemfragen werden auch am Montag die Hauptrolle spielen, wenn die Branchenverbände VDZ, BDZV und Grosso mit den Beamten von von Kulturstaatsminister Bernd Neumann in Berlin zusammentreffen.